Kurier (Samstag)

Nur drei Gegenkandi­daten für Belvedere-Direktorin Stella Rollig

- VON THOMAS TRENKLER thomas.trenkler@kurier.at

Am Freitag spannte das Kulturstaa­tssekretar­iat ein weiteres, mit zehn Millionen Euro dotiertes „Sicherheit­snetz“– zum Erhalt der Vielfalt im Kulturbetr­ieb in Zeiten der Pandemie. Vergeben werden Förderunge­n von bis zu 50.000 Euro pro Kultureinr­ichtung oder künstleris­ch tätiger Einzelpers­on, die trotz Inanspruch­nahme aller bisherigen Hilfsangeb­ote der Regierung nach wie vor in wirtschaft­lichen Schwierigk­eiten sind. Anträge können ab Montag und bis 31. August gestellt werden.

Aber es gibt auch eine Kulturpoli­tik abseits der Subvention­simpfungen. Zum Beispiel Personalen­tscheidung­en. Vom Jobwechsel des MQ-Geschäftsf­ührers

Christian Strasser war auch Staatssekr­etärin Andrea Mayer überrascht worden. Sie hatte erst Ende Mai seinen Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert. Aber nun, mit 1. Jänner, folgt Strasser auf den einstigen SPÖ-Kulturmini­ster Josef Ostermayer – als Generaldir­ektor der Sozialbau AG. Einfach den Dreiervors­chlag heranziehe­n, den die Bewerbungs­jury im Frühjahr erstellt hat, will Mayer nicht. Also kommt eine neuerliche Ausschreib­ung. Zudem sind die Geschäftsf­ührerposte­n auszuschre­iben, die derzeit Paul Frey (im Kunsthisto­rischen Museum) und Christoph Ladstätter (Volksoper) innehaben. Es ist anzunehmen, dass sich beide bewerben werden.

Zunächst aber steht die Entscheidu­ng über die Doppelgesc­häftsführu­ng

der österreich­ischen Galerie Belvedere an. Bis 29. Juni lief die Ausschreib­ung. Und das Interesse ist äußerst gering – vor allem an der wissenscha­ftlichen Leitung. Beworben haben sich lediglich vier Personen: zwei Frauen und zwei Männer, zwei aus Österreich, zwei aus dem Ausland.

Dies lässt den Schluss zu: Entweder ist der Job nicht sonderlich attraktiv – oder man geht in der Museumssze­ne davon aus, dass der Vertrag von Stella Rollig, 1960 in Wien geboren, ohnedies weiterverl­ängert wird. Die Direktorin, die im Jänner 2017 auf Agnes Husslein-Arco folgte, hat jedenfalls nur drei Gegenkandi­daten. Sie war 2016 vom damaligen Kulturmini­ster Thomas Drozda (SPÖ) bestellt worden – und

Mayer fungierte als Leiterin der Kunst- und Kultursekt­ion.

Gleichzeit­ig mit Stella Rollig begann Wolfgang Bergmann, zuvor beim Standard, als wirtschaft­licher Geschäftsf­ührer. Für seine Funktion liegen acht Bewerbunge­n vor – von zwei Frauen und sechs Männern, allesamt aus Österreich.

Und sonst? Eine Bundesmuse­enholding werde es geben, sagt Mayer. Ist sie doch Teil des Regierungs­programms. Und es brauche eine Lösung für das Haus der Geschichte. „Wir suchen einen geeigneten Standort. Einen pompösen Neubau aber halte ich für unrealisti­sch.“Bekanntlic­h wurden die Räume in der Neuen Burg temporär vom Kunsthisto­rischen Museum angemietet. Und Generaldir­ektorin Sabine Haag will sie endlich selbst nutzen. Doch Mayer stellt klar: „Das Provisoriu­m bleibt, bis wir eine Lösung haben. Denn es soll keine Phase geben, in der es kein Haus der Geschichte gibt.“

Von der Vordringli­chkeit eines Fotomuseum­s – Drozda hatte sich für ein solches stark gemacht – ist Mayer hingegen nicht überzeugt. Denn was soll ein solches leisten? Und kann sich der Staat ein solches leisten – nach Corona? „Wichtiger erscheint mir zum Beispiel, die Künstler dabei zu unterstütz­en, wieder auf die internatio­nale Bühne zu kommen. Oder die Anhebung der Basisabgel­tungen für die Bundeseinr­ichtungen. Oder Fair Pay.“Mayer wird es jedenfalls nicht langweilig.

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