Nur drei Gegenkandidaten für Belvedere-Direktorin Stella Rollig
Am Freitag spannte das Kulturstaatssekretariat ein weiteres, mit zehn Millionen Euro dotiertes „Sicherheitsnetz“– zum Erhalt der Vielfalt im Kulturbetrieb in Zeiten der Pandemie. Vergeben werden Förderungen von bis zu 50.000 Euro pro Kultureinrichtung oder künstlerisch tätiger Einzelperson, die trotz Inanspruchnahme aller bisherigen Hilfsangebote der Regierung nach wie vor in wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind. Anträge können ab Montag und bis 31. August gestellt werden.
Aber es gibt auch eine Kulturpolitik abseits der Subventionsimpfungen. Zum Beispiel Personalentscheidungen. Vom Jobwechsel des MQ-Geschäftsführers
Christian Strasser war auch Staatssekretärin Andrea Mayer überrascht worden. Sie hatte erst Ende Mai seinen Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert. Aber nun, mit 1. Jänner, folgt Strasser auf den einstigen SPÖ-Kulturminister Josef Ostermayer – als Generaldirektor der Sozialbau AG. Einfach den Dreiervorschlag heranziehen, den die Bewerbungsjury im Frühjahr erstellt hat, will Mayer nicht. Also kommt eine neuerliche Ausschreibung. Zudem sind die Geschäftsführerposten auszuschreiben, die derzeit Paul Frey (im Kunsthistorischen Museum) und Christoph Ladstätter (Volksoper) innehaben. Es ist anzunehmen, dass sich beide bewerben werden.
Zunächst aber steht die Entscheidung über die Doppelgeschäftsführung
der österreichischen Galerie Belvedere an. Bis 29. Juni lief die Ausschreibung. Und das Interesse ist äußerst gering – vor allem an der wissenschaftlichen Leitung. Beworben haben sich lediglich vier Personen: zwei Frauen und zwei Männer, zwei aus Österreich, zwei aus dem Ausland.
Dies lässt den Schluss zu: Entweder ist der Job nicht sonderlich attraktiv – oder man geht in der Museumsszene davon aus, dass der Vertrag von Stella Rollig, 1960 in Wien geboren, ohnedies weiterverlängert wird. Die Direktorin, die im Jänner 2017 auf Agnes Husslein-Arco folgte, hat jedenfalls nur drei Gegenkandidaten. Sie war 2016 vom damaligen Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) bestellt worden – und
Mayer fungierte als Leiterin der Kunst- und Kultursektion.
Gleichzeitig mit Stella Rollig begann Wolfgang Bergmann, zuvor beim Standard, als wirtschaftlicher Geschäftsführer. Für seine Funktion liegen acht Bewerbungen vor – von zwei Frauen und sechs Männern, allesamt aus Österreich.
Und sonst? Eine Bundesmuseenholding werde es geben, sagt Mayer. Ist sie doch Teil des Regierungsprogramms. Und es brauche eine Lösung für das Haus der Geschichte. „Wir suchen einen geeigneten Standort. Einen pompösen Neubau aber halte ich für unrealistisch.“Bekanntlich wurden die Räume in der Neuen Burg temporär vom Kunsthistorischen Museum angemietet. Und Generaldirektorin Sabine Haag will sie endlich selbst nutzen. Doch Mayer stellt klar: „Das Provisorium bleibt, bis wir eine Lösung haben. Denn es soll keine Phase geben, in der es kein Haus der Geschichte gibt.“
Von der Vordringlichkeit eines Fotomuseums – Drozda hatte sich für ein solches stark gemacht – ist Mayer hingegen nicht überzeugt. Denn was soll ein solches leisten? Und kann sich der Staat ein solches leisten – nach Corona? „Wichtiger erscheint mir zum Beispiel, die Künstler dabei zu unterstützen, wieder auf die internationale Bühne zu kommen. Oder die Anhebung der Basisabgeltungen für die Bundeseinrichtungen. Oder Fair Pay.“Mayer wird es jedenfalls nicht langweilig.