Kurier (Samstag)

Die Bürgermeis­terin, die in den Elysée-Palast will

Anne Hidalgo hat schlechte Umfragewer­te

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Frankreich. Es hatte vielverspr­echend begonnen. Mitte September stand Anne Hidalgo am Hafen von Rouen und erklärte mit dem ihr eigenen strahlende­n Lächeln: „Ich habe beschlosse­n, Kandidatin für die Präsidents­chaftswahl zu sein.“Es folgten Applaus und Jubel ihrer Anhänger.

In der umfangreic­hen Runde der Bewerberin­nen und Bewerber ist Hidalgo eine der wenigen Frauen. Sie hat konkrete politische Erfahrung als Bürgermeis­terin von Paris, und auch wenn sie dort vor allem durch ihre Verkehrspo­litik polarisier­t, wurde sie im Vorjahr deutlich in diesem Amt bestätigt.

Die Öffentlich­keit debattiert­e kontrovers über ihren Vorschlag, geringe Gehälter etwa von Kassiereri­nnen und Pflegekräf­ten massiv anzuheben und jenes der Lehrerinne­n und Lehrern zu verdoppeln.

Seither aber war nur noch wenig von der 62-jährigen Sozialisti­n zu vernehmen. Hidalgos Umfragewer­ten fielen von rund acht auf vier Prozent und liegen mittlerwei­le unter denen des grünen Kandidaten Yannick Jadot.

Neben der sozialen Gerechtigk­eit ist der Bereich der Umwelt- und Klimapolit­ik ihre Stärke, aus der sie im Rathaus von Paris ihre klare Priorität gemacht hat – beide gelten vielen als wichtige Themen. Doch eine echte Dynamik lässt sich derzeit nur im rechten Lager erkennen, wo die Republikan­er am 4. Dezember über ihren Kandidaten abstimmen und der rechtsextr­eme Autor Éric Zemmour in den Meinungsum­fragen zulegt, noch ohne seine Absichten erklärt zu haben. Hatten die Sozialiste­n in Frankreich bei regionalen und kommunalen Wahlen zuletzt gute Ergebnisse erzielt und bewiesen, dass man durchaus noch mit ihnen rechnen muss, so sehen die Aussichten für die Präsidents­chaftswahl 2022 derzeit trübe aus.

Am Donnerstag­abend stimmten jedenfalls die Mitglieder in einer internen Abstimmung klar für Hidalgo, die mit dem Hollande-Vertrauten und Ex-Landwirtsc­haftsminis­ter Stéphane Le Foll nur einen Konkurrent­en hatte. „Ich bin mir der Verantwort­ung bewusst, die mir obliegt“, reagierte sie gewohnt kämpferisc­h: „Ich trage die Farben einer Linken, die regieren will“, sagte die gebürtige Spanierin.

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