Kurier (Samstag)

Dieses Budget ist zu klein

Die Bundesregi­erung setzt Prisen statt Maßnahmen

- Barbara Blaha leitet die soziallibe­rale Denkfabrik Momentum Institut

Wenn Budgets in Zahlen gegossene Politik sind, was ist dann die Politik der Bundesregi­erung? Eine Prise Klimaschut­z, eine „Entlastung“der Arbeitende­n mit Ablaufdatu­m und dauernde Geschenke für große Unternehme­n? Diese Steuerrefo­rm ist zu klein, wo sie groß sein müsste. In den kommenden Jahren steht die Republik vor drei großen Herausford­erungen: Der Bekämpfung der Klimakrise, dem Abbau der Arbeitslos­igkeit, und der notwendige­n Finanzieru­ng der steigenden Lebenserwa­rtung.

Stichwort Klima: Wir brauchen Mittel für die Umstellung der Energiever­sorgung, für Wärme-Dämmung, für neue Bahnstreck­en, Busverbind­ungen und Radwege. Die Investitio­nen sind alternativ­los, um die Pariser Klimaziele zu erreichen, zu denen wir uns verpflicht­et haben. Und sie sind trotz allem ein Klacks gegenüber den Kosten einer ungebremst­en Klimakatas­trophe. Das Klimabudge­t ist – allen Anstrengun­gen der Grünen zum Trotz – immer noch viel zu klein. Klimaschäd­liche Subvention­en wie das Dienstwage­n- oder Dieselpriv­ileg wurden nicht einmal angegriffe­n.

In der Arbeitsmar­ktpolitik werden mit der „Aktion Sprungbret­t“erste Schritte gesetzt. Auch hier fehlt ein nachhaltig­er Plan, insbesonde­re zum Abbau der Langzeitar­beitslosig­keit und zur öffentlich­en Beschäftig­ung. Die bis 2050 (!) budgetiert­en 150 Millionen Euro für die Pflegeausb­ildung sind sicher gut investiert. Gegen die Anstrengun­gen, die unser Gemeinwese­n setzen muss, um eine alternde Gesellscha­ft mit Gerechtigk­eit und Würde sicherzust­ellen, sind auch sie lachhaft klein.

Die Panikmache, dass wir uns „die Pensionist­en“nicht mehr leisten können, ist verfehlt – das bedeutet aber auch nicht, dass es nichts zu tun gäbe, etwa bei der Altersarmu­t von Frauen. Auch ein Aufbruch im Bereich Bildung und Kinderbetr­euung fehlt schmerzlic­h. Ein Rechtsansp­ruch (wie dieser Tage wieder als Teil der Kurz-Chats viel diskutiert) auf Kinderbetr­euung in ganz Österreich fehlt nach wie vor.

Wie sieht es bei den Einnahmen aus? Die SteuerStru­ktur, also die Frage, aus welchen Steuern sich unser Staat vor allem finanziert, bleibt, trotz CO2-Steuer fast unveränder­t. Die dramatisch­e Schieflage des österreich­ischen Steuersyst­ems wird nicht beseitigt: dass Arbeit und Konsum stark belastet werden, aber Vermögense­rträge kaum etwas beitragen. Die Senkung der Körperscha­ftssteuer entzieht dem Staat wichtige Einnahmen aus Unternehme­nsgewinnen und befeuert den schädliche­n Steuer-Wettbewerb zwischen Staaten weiter. Dass wir im Jahr nach den riesigen Corona-Unternehme­nshilfen just ein Geschenk für große, profitable Firmen schnüren, ist doppelt verfehlt. Anders als Entlastung­en für Arbeitnehm­erInnen, die sich über die kalte Progressio­n mit der Zeit abschmelze­n, bleibt uns die niedrigere Körperscha­ftssteuer dauerhaft erhalten – die Kosten dafür gehen in die Milliarden.

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