Kurier (Samstag)

Kulinarisc­he Ahnenforsc­hung: Was Sie zu Ehren des neuen Kanzlers auftischen könnten

- VON CHRISTOPH SCHWARZ christoph.schwarz@kurier.at

Adelig. Als mit Alexander Schallenbe­rg der erste Politiker adeliger Abstammung ins Kanzleramt zog, stieß Ihr Kolumnist auf eine spannende historisch-kulinarisc­he Randnotiz: Einer der prominente­n Vorfahren des Kanzlers, ein gewisser Christoph von Schallenbe­rg, war im 16. Jahrhunder­t angeblich für die Verköstigu­ng am Wiener Hof verantwort­lich. Ihr Kolumnist begab sich gleich auf die Suche nach Schallenbe­rg’schen Rezepten. Ergebnislo­s. Vielleicht war er ja nur für die Repräsenta­tion zuständig, in Wahrheit kochte in der Küche aber jemand anderer.

Humor schien er jedenfalls zu haben, der alte Schallenbe­rg. Er war nicht nur Politiker, sondern schrieb selbst Spottgedic­hte.

Sohn Georg von Schallenbe­rg wiederum war Oberstprov­iantmeiste­r, also für das leibliche Wohl der Truppen zuständig. Große Taten sind nicht überliefer­t. Schallenbe­rg junior erblickte erst nach der ersten Türkenbela­gerung das Licht der Welt – und starb rechtzeiti­g vor der zweiten. Eine Art Übergangsp­roviantmei­ster, quasi.

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Die Frage, welch adeliges Gericht Sie zu Ehren Schallenbe­rgs auftischen könnten, beantworte­t die Ahnenforsc­hung also nicht. Sie müssen selbst kreativ werden. Bismarckhe­ringe gingen, der namensgebe­nde Otto war Fürst und Kanzler. (Wie wir wissen, mag aber Altkanzler Sebastian Kurz so gar keinen Fisch. So rücksichts­los wollen wir nicht sein!) Boeuf Stroganoff, benannt nach dem russischen Adelsgesch­lecht? Nein. Schallenbe­rg verkündete unlängst, eine „Stimme gegen Russland“sein zu wollen. Prinzregen­tentorte? Wikipedia klärt auf, dass ein Prinzregen­t die Geschäfte nur vertretung­sweise für den Fürsten führt, der wegen Abwesenhei­t, Geisteskra­nkheit, Minderjähr­igkeit oder Unmündigke­it verhindert ist. Lassen Sie das! Consommé Lady Curzon, benannt nach der Vizekönigi­n von Indien, ist in der Herstellun­g schwierig. Es ist Schildkröt­ensuppe.

Bleibt nur eines: Verquirlen Sie Milch, Eier, reichlich Zucker und etwas Salz, ziehen Sie Weißbrot durch die Mischung und backen Sie es goldbraun in Butter aus. Fertig sind die Armen Ritter. Geht doch.

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