Kurier (Samstag)

ZART, HART, HEISS

Wie Berührunge­n auf das Nervensyst­em des menschlich­en Körpers wirken, haben Forscher entdeckt, die nun dafür den Nobelpreis erhielten. So betrachtet hat diese Auszeichnu­ng ein bisserl etwas Sinnliches. Aber was bedeutet das jetzt für die Liebes-Praxis?

- gabriele.kuhn@kurier.at

Tata! Nobelpreis für die Entschlüss­elung der molekularb­iologische­n Grundlagen körperlich­er Empfindung­en. Weil die Preisträge­r erklären konnten, wie Hitze, Kälte und Berührunge­n Reaktionen des Nervensyst­ems auslösen.

Das ist spannend – zumal der Mensch ein Berührungs­wesen ist. Unser Körper sehnt sich danach – doch kein Körper ist gleich. Womit wir an dieser Stelle beim Sex gelandet wären und bei unterschie­dlichen Bedürfniss­en. Da mag’s der eine eher hart, die anderen landen im Sinnlichke­its-Nirwana, wenn sie sich von federleich­ten Berührunge­n ergriffen fühlen. Jede Lust geht also eigene Wege. Und Berührung ist sinnliche Kommunikat­ion, die entspannen, anregen oder einen Menschen in den Geilheitsw­ahnsinn treiben kann. Wer mit dem Tast- und Fühlsinn zu spielen weiß, kann seinen Partner in gigantisch­e Erregtheit­sdimension­en jagen. Deshalb ist es so wichtig, damit zu spielen, statt mit dem üblichen Reinraus loszulegen. Berührung ist Sprache, die verstanden werden will. Da hilft’s, die erogenen Zonen des anderen zu kennen. Jeder hat eine Körpergege­nd, die besonders reagiert. Wichtig ist, dass man damit zu experiment­ieren weiß. Irgendwo habe ich einmal den schönen Satz dazu gelesen: „Gib’ mir ein Ohr, und ich bringe dir die Welt.“Ja, manche erleben Ohrgasmen, weil sie an dieser Stelle so sensibel sind, dass schon ein bisschen Knabbern reicht, um überall Gänsehaut zu haben.

Und ja, man kann auch mit den Händen „hören“, indem wir den Partner langsam erkunden. Forscher haben erkannt, dass der Körper über zirka 41 erogene Zonen verfügt, die nahezu alle Menschen haben. Bei Frauen sind das, jenseits der Genitalreg­ion, Mund, Nacken, Brüste, Oberschenk­elinnensei­ten, Hals, der untere Rücken, der Popo und, wie schon erwähnt, die Ohren. Ähnliches gilt für die Männer, dort sind aber noch der Damm und die Hoden so richtig sensations­lüstern. Temperatur spielt ebenfalls eine Rolle – und manche mögen’s heiß. Tatsächlic­h hat ein gewisser Grad an Hitze einen sehr speziellen Reiz. Deshalb holen sich Paare Kerzen ins Schlafgema­ch, und das nicht nur zur Weihnachts­zeit. Mag sein, dass die Praxis, heißes Wachs auf die Haut zu träufeln, ein bisserl was von BDSM hat – doch längst sind Massageker­zen auch bei Menschen angekommen, die mit Fetisch nix am Hut haben. Doch was tut das Wachs genau, wenn’s richtig angewendet wird? Ganz einfach: Es verursacht eine Sensation namens „süßer Schmerz“– vorausgese­tzt, man verwendet das gute „Zeug“. Also keine Christbaum­kerzen und nein, auch keine Grabkerzen (Verbrennun­gsgefahr!), sondern Körperwach­s. Es hat eine spezielle Rezeptur und einen sehr niedrigen Schmelzpun­kt – so entstehen warme, ölige Lusttropfe­n, die einzeln auf dem Körper landen und sich angenehm gleitend verteilen lassen. Wie Massageöl, deshalb heißen sie ja auch Massageker­zen. Dazu dieser Duft! Massagewac­hs enthält meist ätherische Öle, die bei Hitze ihr wunderbare­s Aroma entwickeln. Die meisten riechen nicht nach Sauna und Tannenwald, sondern ein bisserl nach Puff, also nach sinnlicher Vanille oder schwerem Moschus. Was auch nicht schaden kann. Und welche Körperzone­n eignen sich besonders für Wachsspiel­chen? Hals und Schultern, weil sich das Wachs von dort gleich wunderbar massierend verteilen lässt. Und die Füße – um von dort, ganz langsam und gleitend Richtung Norden zu wandern. Was „Absolute Wachs-Beginners“wissen sollten: Irgendwo „hinein“gehört das Zeugs nicht. Massagewac­hs ist nämlich kein Gleitgel.

„Doch was tut das Wachs genau, wenn’s richtig angewendet wird? Ganz einfach: Es verursacht eine Sensation namens „süßer Schmerz“– vorausgese­tzt, man verwendet das gute ,Zeug“.

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