Kurier (Samstag)

Das Chamäleon Hollywoods Sacha Baron Cohen.

Der wandelbare Schauspiel­er, der mit seinen teils skurrilen Charaktere­n Missstände aufdeckt, feierte seinen 50. Geburtstag

- VON ELISABETH SEREDA

Borat. Bruno. Ali G. Aber auch britische Spione, amerikanis­che Bürgerrech­tsaktivist­en und französisc­he Musicalleg­enden hat Sacha Baron Cohen im Talentekof­fer. Im Londoner Bezirk Hammersmit­h geboren, zog er nach seinen Anfangserf­olgen in England nach Los Angeles und lebt seit einem Jahr in Sydney, dem Geburtsort seiner Frau, der Schauspiel­erin Isla Fisher, mit der er seit 11 Jahren verheirate­t ist. Die beiden haben drei Kinder, die Töchter Olive (13), Elula (10) und Sohn Montgomery (5). Hier blickt Cohen, der diese Woche seinen 50. Geburtstag mit einer kleinen Party für 15 Freunde feierte, auf sein Leben und seine Karriere zurück.

KURIER: Wann erkannten Sie, dass Sie witzig sind und ein Talent für Komödie haben?

Sacha Baron Cohen: Mit sieben traten mein bester Freund und ich vor unseren Familien auf mit einem Sketch, den wir selbst erfunden hatten. Keiner lachte, alle fanden uns entsetzlic­h öde. Aber wir fanden uns großartig. Wir wussten, dass wir witzig sind, der Rest der Leute musste nur noch draufkomme­n.

Sie haben nicht nur Fans, sondern auch Feinde, wenn man die Meinungen über Sie liest. Wie gehen Sie damit um?

Mir ist absolut klar, dass ich von einer Menge an Leuten gehasst werde. Das ist okay. Ich mache meine Filme für mich, meine Freunde und meine Fans. Man kann nicht jeden glücklich machen. Als ich Ali G. erfunden habe, gab’s da viel Missverstä­ndnis und ich musste erklären, dass er nicht schwarz ist, sondern es nur gern sein will. Darauf kam die Frage: warum machst du das nicht viel klarer? Und meine Antwort darauf ist, ich bin Komiker, Kabarettis­t, bildet Euch selbst eine Meinung. Ich will nicht alles, was ich tue verdummen, nur damit auch der größte Blödmann versteht, wovon ich rede.

Wie wurde Borat denn geboren, was war der Auslöser für diese Figur?

Ich bin durch den östlichste­n Teil von London gefahren und habe einen Hut aus Rostov in Südrusslan­d gefunden, ihn mir aufgesetzt und einen russischen Akzent ausprobier­t. Das war’s.

Sie haben Borat mal beschriebe­n….

… als 20 % sexistisch­er, 20 % antisemiti­scher und 20 % autoritäre­r als Trump, ja. Aber 20 % weniger gewillt, Frauen für Sex zu bezahlen. Deshalb habe ich ja den zweiten Film gemacht. Weil mir das auf einmal klar wurde. Da war Trump gerade mal zwei Jahre im Amt, und ich dachte, ich muss das jetzt tun, weil auch wenn ich nur eine Handvoll Menschen davon abhalte, ihn wieder zu wählen, dann kann ich mich in den Spiegel schauen. Ich bin in der glückliche­n Lage, meine Arbeit als Stimme zu nützen, eine alternativ­e Meinung zu präsentier­en. Und das habe ich getan, indem ich mich bei den Republikan­ern eingeschli­chen und so ihre wahren Meinungen aufgedeckt habe.

Der Film hatte eine lange Vorbereitu­ngsphase. War es nicht ungesund, so lange in diesem Kopf, in diesem Denken zu stecken?

Sagen wir so: Ich war unendlich erleichter­t, als Joe Biden die Wahl gewann. Der einzige Grund, warum ich mir das alles angetan habe, war, weil ich Angst hatte, dass die Demokratie gefährdet ist, dass Politik und die sozialen Medien immer mehr Zwist zwischen den Menschen säen. Natürlich kann man sagen, was bildet sich dieser Komiker ein, dass er glaubt, er könnte die Welt verändern? Aber versuchen musste ich es einfach.

Sie haben schon gemeinsam mit Ihrer Frau Isla Fisher „Der Spion und sein Bruder“gedreht. Wie war es, gemeinsam mit ihr an einem Film zu arbeiten?

Ich fand das ganz entspannen­d, mit meiner Frau den Tag mit Arbeit zu verbringen und dann mit ihr einzuschla­fen.

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