Kurier (Samstag)

Feilschen um Zuschuss: Energieint­ensive Betriebe schlagen Alarm

Der Energiekos­tenzuschus­s 2 wurde Österreich­s Unternehme­n bereits 2022 versproche­n – und ist nun gefährdet

- MICHAEL HAMMERL

Hilfsgelde­r. Damit Österreich gegenüber Deutschlan­d wettbewerb­sfähig bleibt, hat die Regierung im Dezember 2022 den Energiekos­tenzuschus­s 2 (EKZ 2) beschlosse­n. Er sieht vor allem Förderunge­n für energieint­ensive Betriebe vor und gilt für den Zeitraum 2023. Der ursprüngli­che Plan: Jetzt, also im September, sollten Betriebe den Zuschuss für das erste Halbjahr beantragen können.

Das geht sich definitiv nicht mehr aus. ÖVP und Grüne können sich seit neun Monaten nicht auf eine entspreche­nde Richtlinie einigen. Die muss aber bald der EUKommissi­on übermittel­t werden, damit die Anmelde- und Antragspha­se noch vor Jahresende abgewickel­t werden kann. Gelingt das nicht, wäre der EKZ 2 hinfällig – mit weitreiche­nden Konsequenz­en.

Manche Unternehme­n haben den EKZ 2 bereits eingeplant und dementspre­chend investiert. Das gilt etwa für die Wiener Bäckerei Schwarz. „Sollte der EKZ 2 dem Regierungs­zank zum Opfer fallen, würde uns das einen sehr hohen sechsstell­igen Betrag kosten“, schreibt die Bäckerei dem KURIER – und kritisiert das „Schweigen“der Wirtschaft­skammer. Sollte der EKZ 2 nicht fließen, sei das zwar nicht existenzge­fährdend, aber ein grober Wettbewerb­snachteil. Die Fleischere­i Gugerell in Aspang hat hingegen bereits Konsequenz­en

gezogen: Wegen der hohen Energiepre­ise, steigender Gehälter sowie ausbleiben­der Hilfen kam es zu einer Teilbetrie­bsschließu­ng.

Aber wären wirklich viele Unternehme­n betroffen? Den Energiekos­tenzuschus­s für 2022 haben jedenfalls deutlich weniger Betriebe beanspruch­t als vorgesehen. Nur ein Drittel der budgetiert­en 1,3 Milliarden Euro wurden abgerufen. Für den EKZ 2 rechnete das Finanzmini­sterium (BMF) im Frühjahr mit Anträgen im hohen einstellig­en Milliarden­bereich.

Gewesslers Einwand

Aber warum werden sich die Koalitions­partner nicht einig? Die Grünen befürchten eine Überförder­ung, die die Inflation

weiter anheizen könnte. Dieser Aspekt sei in der aktuellen Richtlinie, die Wirtschaft­sminister Martin Kocher (ÖVP) bereits im Frühjahr vorgelegt hat, nicht ausreichen­d berücksich­tigt.

Deshalb hat Klimaschut­zministeri­n Leonore Gewessler (Grüne) dieser auch noch nicht zugestimmt – im Gegensatz zum ebenso zuständige­n BMF. Bei Kocher stieß das auf Irritation­en. „Die Gespräche laufen“, so die bündige Antwort aus dem Wirtschaft­sministeri­um am Freitag.

Auch in der Frage, wann genau die fertige Richtlinie nach Brüssel geschickt werden muss, sind sich ÖVP und Grüne nicht wirklich einig. Manche orteten Mitte September als neuralgisc­hen

Punkt, damit die EU-Kommission das Hilfsinstr­ument noch rechtzeiti­g bewilligen kann. Ende September sei jedenfalls die „absolute Deadline“, heißt es aus Regierungs­kreisen zum KURIER.

Sollte sich das ausgehen, könnte die Anmeldepha­se von Mitte Oktober bis Anfang November stattfinde­n. Das ist ein komplexer Prozess, für den Betriebe einen Steuerbera­ter benötigen – und die Zahl der Anträge wie beim EKZ 1 drücken dürfte. Bis Jahresende müsste die Förderbank aws dann alle Anträge genehmigen. Die Unternehme­n könnten laut aktuellem Rahmen des EKZ 2, je nach Größe, 3.000 bis zu 150 Millionen Euro beantragen.

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