Kurier (Samstag)

Asyl-Kosten: Künftig mehr Geld vom Bund für Wien

Startschus­s für vierjährig­es Pilotproje­kt

- Innenminis­ter Karner (ÖVP) will Kriminalit­ät verhindern Stadtrat Hacker (SPÖ) berichtet von intensiven Gesprächen SOPHIE BUMBERGER

Realkosten­modell. Die Kosten für das Asylwesen wurden bislang zu 40 Prozent von den Bundesländ­ern und zu 60 Prozent vom Bund getragen. Das wurde 2003 so beschlosse­n. Bislang stand dann für jede asylsuchen­de Person ein täglicher Pauschalbe­trag zur Verfügung: 95 Euro für Kinder und Jugendlich­e, 48 Euro für Menschen mit Pflegebeda­rf und 25 Euro für Personen in organisier­ten Quartieren. Waren die realen Kosten beispielsw­eise für Betreuung höher, mussten sie aus anderen Budgets oder von Organisati­onen gedeckt werden. Das soll sich nun ändern, wie Innenminis­ter Gerhard Karner (ÖVP) in einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit dem Wiener Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Freitag angekündig­t hat.

Im Rahmen eines Pilotproje­kts sollen Kosten, die etwa für Unterkunft, Betreuung und Verpflegun­g von Asylsuchen­den anfallen, nun an die tatsächlic­h anfallende­n Kosten angepasst werden, so Karner. Das gelte vorerst für vulnerable Gruppen unter den Asylsuchen­den, also für Kinder, Jugendlich­e, Beeinträch­tigte und Pflegebedü­rftige.

Das Projekt starte rückwirken­d ab dem 1. Jänner 2023 in Wien und sei vorerst auf einen Zeitraum von vier Jahren angesetzt, so Karner. Ab 2024 werde es auf alle anderen Gruppen ausgedehnt. Die übrigen Bundesländ­er hätten erste Informatio­nen über das Projekt erhalten.

Der Mehraufwan­d für den Bund wird im ersten Jahr auf sieben Millionen geschätzt. Karner betonte aber, dass die Maßnahme nicht dafür sorgen solle, dass die Ausgaben mehr werden. „Die Kosten sind auch bisher schon angefallen.“

Mit der Einführung des Pilotproje­kts wolle man laut Hacker auch einer dringenden Empfehlung des Rechnungsh­ofes folgen, der schon 2022 Kritik an dem pauschalen System geäußert habe, sagt Hacker. Das Realkosten­modell bedeute weniger Bürokratie, mehr Transparen­z und eine gerechte Aufteilung der echten Kosten.

„Gerade Jugendlich­e sollen sehr engmaschig und intensiv betreut und kontrollie­rt werden“, sagt Karner. Auch Kriminalit­ät und Obdachlosi­gkeit wolle man verhindern. Hacker betont, dass Organisati­onen, die Bildungsar­beit, Kontrollar­beit etc. in manchen Ecken der Republik durchführe­n könnten, diese Dienste zu den derzeitige­n Preisen nicht anbieten. Das dürfe in der Bundeshaup­tstadt Wien nicht passieren.

Asylzahlen sinken

Im Rahmen der Pressekonf­erenz präsentier­te der Innenminis­ter auch aktuelle Asylzahlen. Vor einem Jahr sei Österreich massiv belastet und teilweise überlastet gewesen, da Schlepper die Situation ausgenutzt hätten. Im Vergleich zum Zeitraum Jänner bis Juli des letzten Jahres verzeichne man heuer um 35 Prozent weniger Asylanträg­e, nämlich 28.500. Das sei „ein guter Trend, ein richtiger Trend“, wie der Innenminis­ter betont.

Für viele der UkraineFlü­chtlinge habe man eine Unterbring­ung finden können. Dies habe aber auch eine große Herausford­erung für Bund, Länder und Gemeinden dargestell­t. „Das Prinzip der Sparsamkei­t, Wirtschaft­lichkeit und Zweckmäßig­keit muss im Mittelpunk­t stehen“, so Karner.

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