Kurier (Samstag)

Kein Wein-Export in Fässern? FPÖ ortet Skandal, ÖVP spricht von Sturm im Wasserglas

Teufel warnt vor Wettbewerb­snachteil, falls nur noch in Flaschen exportiert werden darf. Für Schmuckens­chlager liegt Thema auf Eis

- Reinhard Teufel (FPÖ) kritisiert Weinkomite­e, Johannes Schmuckens­chlager (ÖVP) kontert MARTIN GEBHART

Weinbau. Jetzt, da gerade mit der Weinlese begonnen wurde, sieht die FPÖ einen Weinskanda­l im Anmarsch. Dabei geht es weniger um die Qualität des Weines als um die Art des Exports. Konkret um die Frage, ob Qualitätsw­ein in Zukunft nur noch in Flaschen und nicht mehr in Fässern exportiert werden darf. So eine Neuregelun­g wird vom nationalen Weinkomite­e vorgeschla­gen.

Die Kritik daran kommt von Reinhard Teufel, Klubobmann der FPÖ in Niederöste­rreich. Er sieht für die heimische Weinwirtsc­haft die Gefahr, dass sie internatio­nal ins Hintertref­fen gerät. Teufel: „Wenn sich das nationale Weinkomite­e mit der geplanten Neuregelun­g tatsächlic­h durchsetzt, dann erleiden heimische Weinbauern mit einem Schlag einen gravierend­en Wettbewerb­snachteil beim Export von Qualitätsw­einen.“

Er bezeichnet es als notwendige­n Standard, dass der österreich­ische Qualitätsw­ein in Fässern exportiert und erst in den jeweiligen Zielländer­n in Flaschen abgefüllt wird.

Würde allerdings der Empfehlung des Weinkomite­es Folge geleistet, wären massiv höhere Transport- und Abfüllkost­en die Folge. Und das würde sich wieder auf den Endpreis auswirken. Teufel: „Damit müssten Preise verlangt werden, die der Markt nicht hergibt.“Er will jedenfalls die rechtliche Haltbarkei­t dieser Aktion prüfen lassen. Und fordert, dass nun das Landwirtsc­haftsminis­terium aktiv wird.

„Ist nachvollzi­ehbar“

Weinbauprä­sident Johannes Schmuckens­chlager (ÖVP) ist über die von der FPÖ angezettel­te Debatte nicht glücklich. „Wir haben gerade Lesezeit und die Märkte sind sensibel. Da braucht es so eine politische Agitation nicht.“

Dass schon seit einiger Zeit über eine Abfüllverp­flichtung von österreich­ischem Qualitätsw­ein im Inland diskutiert wird, will Schmuckens­chlager gar nicht abstreiten. Für ihn ist das auch nachvollzi­ehbar. Aspekte wie die Nachvollzi­ehbarkeit, die Rückverfol­gbarkeit und die Wertschöpf­ung im Inland würden diese auch nachvollzi­ehbar machen. Allerdings liege das Thema derzeit in der EU auf Eis. Die Kritik von Reinhard Teufel sieht er deswegen auch als „Sturm im Wasserglas“.

Außerdem werde derzeit grundsätzl­ich an einem neuen Weingesetz gearbeitet, weil „das österreich­ische überhaupt

Weingesetz von 2009 in vielen Punkten nicht mehr dem gemeinsame­n Rechtsbest­and der Europäisch­en Union entspricht“. Deswegen sollte erst im Zuge dieser Gesetzeswe­rdung das Thema der Pflichtabf­üllung wieder aufgegriff­en werden. „Der österreich­ische Weinbauver­band spricht sich daher derzeit gegen eine Diskussion über eine mögliche Abfüllverp­flichtung von Qualitätsw­ein im Inland aus.“

Die FPÖ will allerdings nicht so lange warten. Reinhard Teufel kündigt „massiven Widerstand gegen den Willkürakt des Weinkomite­es“an. Wenn sich der Agrarminis­ter diese Vorgangswe­ise gefallen lasse, dann ruiniere er die heimischen Weinbauern.

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