Supermarkt warnt vor Mogelpackungen
Shrinkflation. Weniger Verpackungsinhalt, höherer Preis: Eine französische Handelskette hängt jetzt Warnschilder bei versteckten Preiserhöhungen aus
Die Lebensmittelindustrie war immer schon kreativ, wenn es darum geht, die Preise für ihre Produkte zu erhöhen. In Zeiten der Teuerungskrise fällt das jetzt besonders auf. Der Verpackungsinhalt von Produkten wie Kaffee, Chips, Müsli oder Eistee wird weniger – der Preis bleibt gleich hoch. Ergebnis: Man bekommt weniger für sein Geld. Manchmal erhöhen die Hersteller die Preise sogar, trotz der geringeren Verpackungsinhalte. „Shrinkflation“wird dieses Phänomen bezeichnet.
In Frankreich klopft die große Supermarktkette Carrefour jetzt der Lebensmittelindustrie auf die Finger.
Bis zu 40 Prozent teurer
Mit Hinweisschildern warnt Carrefour in den eigenen Supermärkten vor den Mogelpackungen. „Shrinkflation, das Gewicht dieses Produktes hat sich verringert, und der Preis unseres Lieferanten ist gestiegen“, heißt es auf den Warntafeln. Die versteckten Preissteigerungen lägen zwischen 8 und 40 Prozent, so die Lebensmittelkette. Insgesamt werden 26 Marken wie Lipton-Eistee,
Kauf
Pepsi oder Schokolade von Lindt gekennzeichnet. Hinter diesen Marken stehen große Lebensmittelkonzerne wie Nestlé oder Unilever. Diese Konzerne begründen die erhöhten Preise meist mit erhöhten Eigenkosten, etwa bei den Rohstoffpreisen. Carrefour will mit der Aktion die Hersteller dazu bewegen, ihre Preispolitik zu ändern.
Die französische Regierung will die Kennzeichnungspflicht sogar gesetzlich verankern. Die Industrie soll künftig klar kenntlich machen müssen, wenn sich der Inhalt eines Produkts bei gleichem oder höherem Preis verringert. Ab Oktober soll das neue Gesetz gelten, so der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire.
Haus & Wohnung
Die versteckten Preiserhöhungen durch kleinere Lebensmittelpackungen bemängeln auch NGOs in Österreich. Eine Verringerung der Füllmenge – bei gleichzeitiger Preissteigerung – ohne die Konsumenten darüber zu informieren, wäre ein „klares No-Go“, sagen die Leiterinnen der Konsumentenschutzorganisation foodwatch
Partnervermittlung Österreich, Lisa Kernegger und Heidi Porstner. Sie fordern – analog zu dem neuen Gesetz in Frankreich – eine „klare Kennzeichnung auf der Verpackung und am Supermarktregal“.
1.200 Unterschriften
Um dem Anliegen Gehör zu verleihen, startete die Organisation auch eine breit angelegte eMail-Protestaktion.
In einer Online-Petition werden Bundeskanzler Karl Nehammer, Vizekanzler Werner Kogler sowie Wirtschaftsminister Martin Kocher und Konsumentenschutzminister Johannes Rauch aufgefordert, für mehr Transparenz zu sorgen. Die Petition hat innerhalb eines Tages rund 1.200 Unterschriften gesammelt.
Immer mehr über geringere Füllmengen verärgerte Konsumenten würden sich bei foodwatch Österreich melden. Die NGO nennt auch Beispiele für die verschleierten Preiserhöhungen. Die Auswertungen zeigten, so die NGO, dass es im Extremfall auch in Österreich Preissteigerungen von bis zu 40 Prozent bei Lebensmittelprodukten gebe. Gleichzeitig reduzierten die Hersteller den Inhalt bis zu 30 Prozent.