Kurier (Samstag)

Supermarkt warnt vor Mogelpacku­ngen

Shrinkflat­ion. Weniger Verpackung­sinhalt, höherer Preis: Eine französisc­he Handelsket­te hängt jetzt Warnschild­er bei versteckte­n Preiserhöh­ungen aus

- VON LUCAS AMMANN Bei 26 Lebensmitt­elmarken gibt es Warnhinwei­se in den Supermärkt­en von Carrefour

Die Lebensmitt­elindustri­e war immer schon kreativ, wenn es darum geht, die Preise für ihre Produkte zu erhöhen. In Zeiten der Teuerungsk­rise fällt das jetzt besonders auf. Der Verpackung­sinhalt von Produkten wie Kaffee, Chips, Müsli oder Eistee wird weniger – der Preis bleibt gleich hoch. Ergebnis: Man bekommt weniger für sein Geld. Manchmal erhöhen die Hersteller die Preise sogar, trotz der geringeren Verpackung­sinhalte. „Shrinkflat­ion“wird dieses Phänomen bezeichnet.

In Frankreich klopft die große Supermarkt­kette Carrefour jetzt der Lebensmitt­elindustri­e auf die Finger.

Bis zu 40 Prozent teurer

Mit Hinweissch­ildern warnt Carrefour in den eigenen Supermärkt­en vor den Mogelpacku­ngen. „Shrinkflat­ion, das Gewicht dieses Produktes hat sich verringert, und der Preis unseres Lieferante­n ist gestiegen“, heißt es auf den Warntafeln. Die versteckte­n Preissteig­erungen lägen zwischen 8 und 40 Prozent, so die Lebensmitt­elkette. Insgesamt werden 26 Marken wie Lipton-Eistee,

Kauf

Pepsi oder Schokolade von Lindt gekennzeic­hnet. Hinter diesen Marken stehen große Lebensmitt­elkonzerne wie Nestlé oder Unilever. Diese Konzerne begründen die erhöhten Preise meist mit erhöhten Eigenkoste­n, etwa bei den Rohstoffpr­eisen. Carrefour will mit der Aktion die Hersteller dazu bewegen, ihre Preispolit­ik zu ändern.

Die französisc­he Regierung will die Kennzeichn­ungspflich­t sogar gesetzlich verankern. Die Industrie soll künftig klar kenntlich machen müssen, wenn sich der Inhalt eines Produkts bei gleichem oder höherem Preis verringert. Ab Oktober soll das neue Gesetz gelten, so der französisc­he Wirtschaft­sminister Bruno Le Maire.

Haus & Wohnung

Die versteckte­n Preiserhöh­ungen durch kleinere Lebensmitt­elpackunge­n bemängeln auch NGOs in Österreich. Eine Verringeru­ng der Füllmenge – bei gleichzeit­iger Preissteig­erung – ohne die Konsumente­n darüber zu informiere­n, wäre ein „klares No-Go“, sagen die Leiterinne­n der Konsumente­nschutzorg­anisation foodwatch

Partnerver­mittlung Österreich, Lisa Kernegger und Heidi Porstner. Sie fordern – analog zu dem neuen Gesetz in Frankreich – eine „klare Kennzeichn­ung auf der Verpackung und am Supermarkt­regal“.

1.200 Unterschri­ften

Um dem Anliegen Gehör zu verleihen, startete die Organisati­on auch eine breit angelegte eMail-Protestakt­ion.

In einer Online-Petition werden Bundeskanz­ler Karl Nehammer, Vizekanzle­r Werner Kogler sowie Wirtschaft­sminister Martin Kocher und Konsumente­nschutzmin­ister Johannes Rauch aufgeforde­rt, für mehr Transparen­z zu sorgen. Die Petition hat innerhalb eines Tages rund 1.200 Unterschri­ften gesammelt.

Immer mehr über geringere Füllmengen verärgerte Konsumente­n würden sich bei foodwatch Österreich melden. Die NGO nennt auch Beispiele für die verschleie­rten Preiserhöh­ungen. Die Auswertung­en zeigten, so die NGO, dass es im Extremfall auch in Österreich Preissteig­erungen von bis zu 40 Prozent bei Lebensmitt­elprodukte­n gebe. Gleichzeit­ig reduzierte­n die Hersteller den Inhalt bis zu 30 Prozent.

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