Kurier (Samstag)

Auf der Suche nach den verschwund­enen Corona-Tests

Schulen. Rechnungsh­of „vermisst“35 Millionen Tests, übt aber nicht nur Kritik

- VON UTE BRÜHL

Die Zeiten waren chaotisch – auch in den Klassenzim­mern, wo sich die Spielregel­n während Corona fast täglich änderten. Eines blieb aber gleich: Die rund 1,14 Millionen Schülerinn­en und Schüler mussten regelmäßig auf Corona getestet werden.

Neben den PCR-Tests, die über die Programme „Alles spült“und „Alles gurgelt“angeboten wurden, wurden vom Bildungsmi­nisterium Schnelltes­ts in der Höhe von 303 Mio. Euro eingekauft.

Dafür erhielt man viele Tests – nämlich fast 100 Millionen Nasenbohre­r-Sets. Doch von 35 Millionen weiß man nicht, wo die gelandet sind, wie der Rechnungsh­of kritisiert. Die Kritik ist laut Bildungsmi­nisterium auch berechtigt, bittet aber gleichzeit­ig um Verständni­s: „Angesichts der massiven Belastung der Schulen wurde während der Pandemie 2021 davon Abstand genommen, eine vollständi­ge Aufarbeitu­ng zu fordern. Dies auch vor dem Hintergrun­d, dass es bereits gewerkscha­ftliche Proteste und Beschwerde­n vieler Schulleitu­ngen gab, dass sie dadurch in der Krisenzeit noch mehr belastet werden.“

Viele der Tests wurden deshalb schlicht und einfach nicht erfasst, manche, die 2021 ausgeliefe­rt worden waren, wurden 2022 noch weiterverw­endet, so das Ministeriu­m. Die Tests seien jedenfalls im Großen und Ganzen ordnungsge­mäß verwendet worden.

Weiters: Nur Schulen, in denen es offenkundi­ge Ungereimth­eiten gab, seien stichprobe­nartig kontrollie­rt worden.

Das Ministeriu­m hat auch eine Begründung dafür, dass die Vergabe der Schnelltes­ts zu Beginn der Pandemie nicht vorschrift­smäßig passiert ist: Es seien sogenannte­n „Notvergabe­n“erforderli­ch gewesen, weil die Bundes-Beschaffun­gs GmbH die erforderli­che Anzahl an Antigen-Tests nicht bereitstel­len konnte. Das sei aber ein Anfangspro­blem gewesen. Bei allen weiteren Vergaben wurde nach den standardmä­ßig dafür vorgesehen­en Prozessen vorgegange­n.

Immer neue Regeln

Doch damit nicht genug der Kritik seitens des Rechnungsh­ofs: Er stößt sich auch an den häufigen Regeländer­ungen. Das Ministeriu­m kontert: „Die Maßnahmen beruhten stets auf

Beschlüsse­n der CoronaKomm­ission und wurden immer mit dem Gesundheit­sministeri­um abgestimmt. Diese Abstimmung­en, etwa bei der Erstellung der ,CoronaAmpe­l‘ , waren immer sehr konstrukti­v“, heißt es auf KURIER-Anfrage.

Doch der Rechnungsh­of verteilt auch gute Noten an das Bildungsmi­nisterium. So hätten die vielen Maßnahmen dazu geführt, dass es im Schuljahr 2021/’22 „keine flächendec­kenden Schulschli­eßungen mehr geben musste.“Das sei insofern hervorzuhe­ben, als sich die Lockdowns und die Phasen des Distance Learnings negativ auf das Wohlbefind­en der jungen Mensschen auswirkten und auch zu erhebliche­m Lernrückst­and führte.

Der Rechnungsh­of hält im seinem Bericht den Schulen auch zugute, dass sich die Rechtslage oft änderte, was die Schulen zusätzlich belastete.

„Viele der Test wurden nicht erfasst, weil die Schulen in der Krisenzeit dann noch zusätzlich belastet worden wären“Aus der Stellungna­hme des Bildungsmi­nisteriums

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