Kurier (Samstag)

Gesetzlich­er Preisvergl­eich

Lebensmitt­el. Wettbewerb­sbehörde und Wirtschaft­sminister wollen Supermärkt­e künftig dazu verpflicht­en, ihre Produktdat­en Online-Vergleichs­portalen zur Verfügung zu stellen

- VON KID MÖCHEL UND DOMINIK SCHREIBER

Die Bundeswett­bewerbsbeh­örde (BWB) und Wirtschaft­sminister Martin Kocher wollen den Handel mit Lebensmitt­eln transparen­ter machen. Dazu sollen große Supermärkt­e über eine Programmie­rschnittst­elle ihre Daten privaten Online-Preisvergl­eichsplatt­formen wie zum Beispiel supermarkt.at und Konsumente­nschutzorg­anisatione­n zur Verfügung stellen. Kleinere Händler können „freiwillig mitmachen“und ihre Daten einbringen. Einen amtlichen Preisrechn­er, wie er noch im vergangene­n Mai geplant war, soll es aber nicht gegeben. Diese Idee hat Minister Kocher am Freitag verworfen.

Die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen, beziehungs­weise das entspreche­nde Gesetz für den Online-Preisvergl­eich, soll laut Kocher „in den nächsten Wochen in den Grundzügen fertig sein“, um dann die Details mit dem Koalitions­partner besprechen zu können.

„Transparen­z kann ein wichtiger Motor für den Wettbewerb sein. Das ist insbesonde­re dann der Fall, wenn ich einen Markt habe, in dem sich die Wettbewerb­er sehr genau beobachten und genau wissen, was die Mitbewerbe­r machen“, sagt BWB-Interimsch­efin Natalie Harsdorf-Borsch. „Den Konsumente­n fällt es aber schwer, sich ein umfassende­s Bild zu machen. Daher ist es wichtig, für die Konsumente­n

mehr Transparen­z herzustell­en.“Das Vorbild für den künftigen digitalen Preisvergl­eich ist der Spritpreis­rechner der E-Control.

Preis und Qualität

„Er ist ein ganz gutes Vorbild, weil er die fünf günstigste­n Tankstelle­n in der Umgebung, aber nicht alle Tankstelle­n anzeigt“, sagt Kocher. „Experten sagen uns, Transparen­z ist wichtig und erhöht den Wettbewerb. Aber nicht immer – zu viel Transparen­z kann dazu führen, dass sich die Anbieter leichter abstimmen.“In Märkten wie Österreich, wo es wenige Anbieter gibt, könnte das zu einem (unerlaubte­n) Zusammenwi­rken führen.

„Wir wollen für eine bestimmte Anzahl von Produkten

aus dem Bereich der Supermärkt­e eine rechtliche Voraussetz­ung schaffen, dass die Preise möglichst über eine Schnittste­lle jenen Anbietern bereitgest­ellt werden, die Preisvergl­eiche durchführe­n können“, sagt Kocher. „Das kann eine Plattform oder später auch eine App sein. Wichtig ist, es geht nicht nur um Preisdaten, sondern auch um die Menge, die Qualität und die Herkunft.“Nachsatz: „Wir wollen nicht, dass es dazu führt, dass hochqualit­ative österreich­ische Produkte aus dem Markt gedrängt werden, nur weil das billigste Produkt angezeigt wird.“

Allein bei den Grundnahru­ngsmitteln könne es beim Vergleich in Sachen Qualität schnell um bis zu 1.000 Produkte

gehen, meint Kocher.

Der Wirtschaft­sminister musste der Vollständi­gkeit halber aber einräumen, dass die Online-Preisvergl­eichsporta­le auf einige Supermarkt-Daten keinen Zugriff haben werden. Dazu zählen Daten zu Bonusklubs, Rabattheft­en und Rabattpick­erln.

„Nicht überborden­d“

„Für uns ist wichtig, dass bei einer rechtliche­n Verpflicht­ung mit Augenmaß vorgegange­n wird und nur Daten, die bereits in einem einheitlic­hen Format vorliegen, zugänglich gemacht werden müssen“, sagt Rainer Will, Geschäftsf­ührer des Handelsver­bands. „Eine technische Lösung muss einfach sein und darf die Händler nicht überborden­d belasten.“

US-Autoindust­rie. In den USA bestreikt die größte Autogewerk­schaft UAW erstmals zeitgleich GM, Ford und Chrysler. Zwar waren am Freitag zunächst nur drei Werke mit 12.700 Beschäftig­ten betroffen. UAW warnte aber, sollte es in den KV-Verhandlun­gen keine Einigung geben, könnte sich der Arbeitskam­pf zu einem der größten seit Jahrzehnte­n ausweiten.

OeNB. Deutlich mehr Zinsen gibt es für Sparguthab­en – die Leitzinser­höhungen schlagen sich also nicht nur in höheren Kreditzins­en nieder. Im Schnitt gab es im Juli 2023 für neu abgeschlos­sene Einlagen 2,85 Prozent Zinsen – um 2,44 Prozentpun­kte mehr als im Vorjahr. Wobei schon kurze Bindungsfr­isten reichen, um eine deutlich höhere Verzinsung zu erhalten, sagt die Nationalba­nk.

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