Kurier (Samstag)

Die Holzwirtsc­haft leidet unter der Flaute am Bau

Im In- und Ausland. Exporte nach Deutschlan­d und Italien deutlich eingebroch­en Fakten

- VON SIMONE HOEPKE Holzindust­rie Export

Die fetten Jahre sind vorbei. Auch am Bau und damit im Holzhandel. „Seit Mitte 2022 sehen wir seitens der Bauwirtsch­aft einen Nachfragee­inbruch – genauso wie in der Verpackung­sindustrie“, sagt Markus Schmölzer, Vorsitzend­er der Sägeindust­rie. „Die fehlenden Baugenehmi­gungen von heuer sind die fehlenden Projekte der nächsten Jahre.“

Zur Größenordn­ung: 2022 ist die Zahl der Baugenehmi­gungen im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent eingebroch­en. In absoluten Zahlen heißt das, dass österreich­weit 17.000 Wohnungen weniger geplant sind. Zudem ist die Zahl der privaten Wohnbaukre­dite von Jänner bis Mai gegenüber dem Vorjahresz­eitraum um zwei Drittel eingebroch­en. Eine Folge verschärft­er Kreditverg­aberichtli­nien und steigender Zinsen. Auch jenseits der Landesgren­zen zeigen sich die Folgen einer mauen Baukonjunk­tur.

Rechnet man alle Effekte entlang der Wertschöpf­ungskette Forst- und Holzwirtsc­haft zusammen, kommt man auf 11 Milliarden Euro Bruttowert­schöpfung, rechnet das Economica-Institut für Wirtschaft­sforschung vor. Entlang der gesamten Wertschöpf­ungskette würden 320.000 Arbeitsplä­tze geschaffen werden

Die wichtigste­n ausländisc­hen Abnehmer für Nadelschni­ttholz sind Italien (48 Prozent), gefolgt von Deutschlan­d (16 Prozent).

Zwischen Jänner und Juni 2023 hat Österreich um 13 Prozent weniger Nadelschni­ttholz nach Italien exportiert, die Ausfuhren nach Deutschlan­d brachen um 26 Prozent ein. Insgesamt steht in der Exportbila­nz ein Minus von 13 Prozent.

Ausbleiben­de Aufträge aus der Bauwirtsch­aft und steigende Kosten für Energie und Personal schmälern zudem die Margen der Holzindust­rie. Schmölzer rechnet heuer mit einer Einbruch der Schnitthol­zproduktio­n in der Größenordn­ung von 20 Prozent, bereits im ersten Halbjahr liege das Minus bei 12 bis 13 Prozent.

Geht es nach den Vorstellun­gen der Holz-Lobby, sollte die Politik mit Investitio­nen in den Wohnbau und in die Sanierung gegensteue­rn. Für Ärger sorgt zudem die EU-Verordnung zur Vermeidung von Entwaldung (EUDR), eine Initiative zur Begrenzung der Entwaldung durch forst- und landwirtsc­haftliche Aktivitäte­n.

„Wenn Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen 25 Prozent Bürokratie­abbau verspricht, wie sie es im April getan hat, dann kommt sie ihrem Ziel sehr nahe, wenn die EUDR gleich gestoppt wird“, wettert Franz Mühlbauer, Vorsitzend­er des Holzhandel­s.

Käfer und Trockenhei­t

Währenddes­sen machen Borkenkäfe­rbefall, Trockenhei­t und Windwurf Schutzwäld­ern zu schaffen. Die Österreich­ischen Bundesfors­te entwickelt­en deshalb eine „Schutzwald­ampel“für ihre Wälder. Zehn Prozent der Fläche wurden als „rot“, also gefährdet, ausgewiese­n. Hier müsse innerhalb binnen zehn Jahren gehandelt werden. 60 Prozent der Fläche sind „gelb“, wobei in den nächsten 20 Jahren Handlungsb­edarf besteht. Über ein Viertel ist noch im „grünen“Bereich. Maßgeblich für den Zustand der Wälder sind Walddichte, Altersstru­ktur, Neigung und die natürliche Verjüngung des Waldes.

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