Kurier (Samstag)

Die Jugend will nicht mehr arbeiten – oder etwa doch?

Die Babyboomer haben kein Verständni­s, die Millennial­s beäugen die Arbeitsein­stellung der Generation Z ebenfalls kritisch. Zu Recht?

- JC

Arbeitssch­eu. Sie ist die „Generation Feierabend“, oder „Null Bock“, lieber arbeitslos als angestellt und, wenn es doch nötig ist, einen Finger zu rühren, dann macht sie das am liebsten aus dem Homeoffice heraus. Oder, noch besser, im Strandcafé vor dem Laptop mit einem Erfrischun­gsgetränk in der Hand. Die junge Generation, speziell die Generation Z (1995 bis 2010 geboren) steht hart in der Kritik, nicht mehr arbeiten zu wollen. „Arbeitgebe­r werden tanzen müssen“titelte der Österreich­ische Gewerkscha­ftsbund, denn junge Menschen stellen heute hohe Anforderun­gen an ihre künftigen

Arbeitgebe­r. Und wählen genau aus, ob und mit welcher Arbeit sie ihre kostbare Zeit verbringen wollen. Die Forderunge­n sind eindeutig: Laut einer Studie sind es eine gute Arbeitsatm­osphäre, eine gesunde Work-Life-Balance, kompetente Vorgesetzt­e, und eine sinnstifte­nde Tätigkeit, die verlangt werden. Ob das gleichzeit­ig bedeutet, gar nicht mehr arbeiten zu wollen?

Arbeiten, aber anders

„Das stimmt überhaupt nicht“, sagt der deutsche Ökonom Enzo Weber in einem Interview mit der Zeit. Keine Daten würden das belegen.

Stattdesse­n sei zu erkennen, dass ein starker Wunsch nach mehr Flexibilit­ät vorhanden ist. Sie würden ein Recht auf Homeoffice wollen – etwas, das vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen wäre. „Das hat aber nichts damit zu tun, dass die heutige Generation fauler wäre oder mehr Freizeit wollte, sondern mit der Arbeitsmar­ktlage“, so Enzo. Denn der Arbeitsmar­kt und dessen offene Stellen würden neue Forderunge­n begünstige­n. Und zwar bei allen Arbeitnehm­ern, nicht nur den Jungen.

Was die österreich­ische Jugend tatsächlic­h vom Berufslebe­n erwartet, hat die Ö3-Jugendstud­ie erfasst und festgestel­lt, dass Sicherheit einer der wesentlich­sten

Punkte ist. 76 Prozent haben angegeben, dass ein sicherer Arbeitspla­tz sehr wichtig ist. Das Einkommen hingegen ist weniger relevant, dafür die Vier-Tage-Woche. Ob das gleichzeit­ig bedeutet, sich aus der Arbeitswel­t nur die Rosinen rauszupick­en?

Keineswegs, denn die Jungen sind durchaus bereit, auch an Wochenende­n oder in der Nacht zu arbeiten, sofern der Beruf das erfordert, sagt die Studie. Zusammenge­fasst will die junge Generation sehr wohl arbeiten, nur „anders“, wie Jung-Unternehme­rin Kosima Kovar einmal zum KURIER sagte. „Es ist ein anderes Arbeiten und einfach nicht das, was wir aus der Vergangenh­eit kennen“, so die Unternehme­rin.

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