Kurier (Samstag)

„Sie weiß, dass sie Krebs hat“

Hilferuf. Mit einem kleinen Wangenabst­rich kann man sich als möglicher Stammzelle­nspender registrier­en lassen – und vielleicht ein Leben retten, wie dieses Helfen

- VON LAILA DOCEKAL Registrier­en

Es begann vor rund zwei Monaten mit etwas Fieber, das mehrere Tage anhielt. Lukas Kirisits und Sara Ostertag brachten die ihre zweijährig­e Tochter zur Kinderärzt­in – nach einer Blutunters­uchung wurde die Familie direkt ins St. Anna Kinderspit­al geschickt. Während Lukas Kirisits über die Diagnose seiner Tochter spricht, merkt man, dass er sich inzwischen alles dazu durchgeles­en hat, was er finden konnte: „Sie hat Leukämie, und zwar die akute lymphatisc­he Form, kurz ALL. Die kann innerhalb weniger Tage ausbrechen. Jährlich erkranken rund 70 Kinder in Österreich an Leukämie, wobei ein Großteil mit einer großen Chance mithilfe von Chemothera­pie geheilt werden kann. Ein kleiner Teil fällt in die Hochrisiko­gruppe. Meine Tochter gehört dazu.“

Dadurch ist sie auf eine Stammzelle­ntransplan­tation angewiesen. „Viele glauben, dass das immer eine Knochenmar­kstranspla­ntation mit operativem Eingriff erfordert. Aber eigentlich ist es zu 90 Prozent so, dass der potenziell­e Spender für eine ambulante Behandlung in der Früh ins Krankenhau­s kommt und am Abend wieder gehen kann. Im Prinzip ist es wie eine Blutabnahm­e.“Ein operativer Eingriff sei nur in 10 Prozent der Fälle notwendig.

Verdrehter Alltag

Direkt nach der Diagnose musste das kleine Mädchen fünf Wochen stationär aufgenomme­n werden und sich einer Chemothera­pie unterziehe­n. „Das heißt, sie ist jetzt immunsuppr­imiert und darf nicht mehr in den Kindergart­en. Der Alltag stellt sich auf den Kopf“, erzählt Lukas Kirisits weiter, der seit September in Hospizkare­nz ist und Teilzeit arbeitet. Für die Mutter von Zita, Sara Ostertag, die als Theaterreg­isseurin selbststän­dig ist, gibt es kein Karenzmode­ll. „Auch das ist herausford­ernd.“

Wie erklärt man einer Zweijährig­en die Situation? „Sie weiß, dass sie Krebs hat. Wir haben versucht ihr das mithilfe von Literatur zu vermitteln. Als die Haare begonnen haben auszufalle­n, haben wir – mit ihr abgesproch­en – ihren Kopf abrasiert.“Das Mädchen ist jetzt wieder zu Hause, bekommt aber weiterhin Chemothera­pie. „Wenn ein passender Spender gefunden wird, könnte sie im Frühjahr operiert werden. Die Wahrschein­lichkeit liegt statistisc­h bei 1:500.000“, sagt der Vater. Umso wichtiger ist, dass sich möglichst viele registrier­en lassen. In Österreich wären rund 1,5 Millionen Menschen

Der Test erfordert einen einfachen Wangenabst­rich. Unter www.roteskreuz.at/stammzelle­n kann man sich einfach ein Testkit nach Hause schicken lassen. Infos unter: www.roteskreuz.at/ich-willhelfen/faqs-stammzells­pende oder

³ 0800 190 190 Das Alterslimi­t liegt beim Roten Kreuz bei 35 Jahren – bei der MedUni Wien ist die Registrier­ung bis 45 Jahre möglich: www.meduniwien.ac.at/stammzells­pende

im passenden Altersbere­ich, aber nur circa 120.000 sind registrier­t. Dafür ist nur ein kleiner Wangenabst­rich notwendig (siehe Infos oben).

Im Oktober wird das Mädchen drei Jahre alt. Bleibt zu hoffen, dass sie ihren vierten Geburtstag ohne Krankenhau­saufenthal­te feiern kann.

Newspapers in German

Newspapers from Austria