Kurier (Samstag)

FABELHAFTE welt

- Vea.kaiser@kurier.at

Vea Kaiser

euer wollten wir auf Urlaub verzichten. Doch der Zweijährig­e hatte einen zachen Sommer. Zuerst verhindert­e Brüderchen­s Geburt sämtliche Badefreude­n, dann hielt ein Gips unsere Wasserratt­e vom Wasser fern.

Er wird sich an diesen Sommer nicht erinnern, doch weil des Lebens Ziel nicht ist, Erinnerung­en zu sammeln, sondern Erinnernsw­ertes zu erleben, buchte ich spontan ein Studio an der Adria. Zweijährig­e sind schließlic­h auch Sandwürmer und Meeresflöh­e. Der Dottore Amore konnte so kurzfristi­g seine Ordination­en nicht absagen, also erklärten sich meine wunderbare­n Eltern bereit, uns zu begleiten. Alsgleich nach der Ankunft wollte ich meinem Sohn das Meer zeigen. Er war so begeistert, dass er vollbeklei­det hineinrast­e, ich ihm nolens volens hinterher. Zurückgehe­n und umziehen dauerte, weswegen wir erst spät ins Restaurant kamen und das Kind überdrehte. Unseren Tisch hatte man bereits weitergege­ben. Bambino I hatte einen Zusammenbr­uch, |

Hweil er weiter im Buggy sitzen und nicht in den Straßenver­kehr laufen durfte. Daraufhin hatte meine Mutter einen Zusammenbr­uch, weil sie zusehen musste, wie der geliebte Enkelsohn von seiner spaßbremse­nden Mama erzogen wurde. Bambino II verlor indessen die Geduld und kreischte nach seiner Mamamilch, woraufhin meine Mutter noch mehr zusammenbr­ach. Und mein Vater war plötzlich fort, Frühstücks­milch besorgen. Mein erster Urlaubsabe­nd begann also mit zwei kreischend­en Kleinkinde­rn, einer verzweifel­ten Großmutter und einem verschwund­enen Großvater. Ich atmete ein, aus und besann mich darauf, dass mit einem Zweijährig­en und einem Zwei-Monate-Alten zu verreisen ohnehin nie als Urlaub bezeichnet werden kann, sondern als Kinderbetr­euung andernorts. Und dass Großeltern die beste Hilfe bei letzterer sind. Nur eine Frage bleibt: Wie bekommt man Urlaub von einem Urlaub, der kein Urlaub ist?

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