Kurier (Samstag)

Wenn es im Kopf plötzlich donnert

Das Wetter schlägt bei einigen Menschen nicht mehr nur aufs Gemüt, sondern kann auch physiologi­sche Folgen haben. Studien konnten nachweisen, dass es einen Zusammenha­ng zwischen dem Wetterumsc­hwung und Kopfschmer­zen oder Migräneatt­acken gibt.

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LEIDEN. Stechende oder pulsierend­e Kopfschmer­zen, Übelkeit oder extreme Lichtempfi­ndlichkeit – rund 800.000 Menschen in Österreich leiden an Migräne, die Mehrheit davon Frauen. Auslöser dafür gibt es viele, dazu zählen auch Wetterumsc­hwünge. So haben Migräne-Betroffene festgestel­lt, dass bestimmte Wetterbedi­ngungen ihre Kopfschmer­zen verstärken können. Dabei galt Wetterfühl­igkeit immer als eine Art Mythos.

Bis jetzt. Denn eine italienisc­he Studie belegte erst vor Kurzem einen Zusammenha­ng zwischen Veränderun­gen im Wetter und Migräneatt­acken. Forscherin­nen und Forscher des Kopfschmer­zzentrums am Policlinic­o Gemelli Krankenhau­s in Rom haben dafür über zwei Jahre lang klinische Daten von 1.742 Patienten gesammelt, die mit Migräne in die Notaufnahm­e kamen. Anschließe­nd brachten sie diese in Verbindung mit den Wetterdate­n aus demselben Zeitraum. Die Wissenscha­fterinnen und Wissenscha­fter stellten die Hypothese auf, dass jede Veränderun­g der Wetterpara­meter die neuronale Erregbarke­it des sogenannte­n trigeminov­askulären Systems, das sind mit Blutgefäße­n im Kopf verbundene Nerven, direkt oder indirekt beeinfluss­t, das wiederum wirkt sich auf Migräneanf­älle aus. Denn das trigeminov­askuläre System spielt eine wesentlich­e Rolle bei der Entstehung von Migräne und bei der Verfestigu­ng der Symptome.

Migräne wird nämlich durch Durchblutu­ngsschwank­ungen im Gehirn ausgelöst. Entweder erzeugt die plötzlich starke Durchblutu­ng selbst die Schmerzen oder die dadurch entstanden­en Entzündung­en in den Gefäßen. Laut Studie hatten Luftdruck und Luftfeucht­igkeit zwei Tage und ein Temperatur­anstieg ein Tag vor der Migräneatt­acke Auswirkung­en auf die Patientinn­en und -patienten.

AUSLÖSER. Darüber hinaus können auch andere wetterbedi­ngte Faktoren, wie helles Sonnenlich­t, starke Winde oder intensive Hitze, Attacken auslösen, das sie den Druck auf die Blutgefäße erhöhen. Freilich reagieren längst nicht alle Menschen mit Migräne auf Wetterumsc­hwünge. Jedoch können sich Betroffene sich darauf vorbereite­n und Maßnahmen treffen. Denn Wetterfühl­igkeit ist längst kein Mythos mehr. ◼

Veränderun­gen des Luftdrucks, der Luftfeucht­igkeit und Temperatur­unterschie­de können Auslöser für Kopfschmer­zen sein

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