Kurier (Samstag)

Steigende Migrantenz­ahlen: Hat Moskau damit zu tun?

Schleuser beginnen, Route über Österreich zu vermeiden

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Deutschlan­d. Er heißt jetzt „neue Balkanrout­e“– jener Weg, über den Schleuser vermehrt illegale Migranten nach Deutschlan­d schleppen. Dabei wird die Fahrt über Österreich offenbar vermieden, wie Migranten dem Deutschen Bundesamt für Migration und Flüchtling­e berichtete­n. Ein Grund dafür könnten nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutsch­er Zeitung die verschärft­en Grenzkontr­ollen zwischen Österreich und Deutschlan­d sein.

Die „neue Balkanrout­e“führt demnach von der Türkei, Griechenla­nd und den Balkanstaa­ten über Ungarn, die Slowakei und Polen ins ostdeutsch­e Bundesland Sachsen. Dessen Innenminis­ter Armin Schuster (CDU) spricht bereits von einer „veritablen Migrations­krise“. Jeden Monat werden dort bereits mehrere Tausend unerlaubte Einreisen registrier­t – und die Zahlen steigen weiter.

Dass die deutsche Bundespoli­zei kaum noch mit den Registrier­ungen hinterherk­ommt, hat aber auch noch einen anderen Grund: Denn illegale Migranten, die über Polen nach Deutschlan­d gelangen, kommen auch noch über die sogenannte Belarus-Route. Und über diesen Weg, nämlich von Osten nach Westen, über teils meterhohe, stacheldra­htbewehrte Grenzwälle, gelangt man kaum ohne Hilfe staatliche­r Behörden. Politiker und Fachleute fürchten, dass auch Moskau seine Finger in diesem Spiel hat.

Russische Visa

So berichten polnische Grenzschüt­zer etwa immer wieder, dass Schleuser die Migranten mit Leitern und Spezialhan­dschuhen ausstatten. Dass die sonst so rigorosen belarussis­chen Sicherheit­sbeamten davon nichts wissen, gilt als ausgeschlo­ssen. Nach Angaben der Flüchtling­sbetreuer in Deutschlan­d besitzen die meisten Migranten, die über den Osten kommen, zudem gültige Visa für Belarus und Russland. Das nährt in Deutschlan­d den Verdacht, dass Moskau und Minsk erneut, wie Ende 2021 damit beginnen, Menschen in ihre Länder zu holen und anschließe­nd als eine Art „Migrations­waffe“in den Westen zu schleusen.

Die steigenden Migrantena­nkünfte schlagen sich auch in den Asylzahlen nieder: Bis Ende August wurden heuer in Deutschlan­d bereits rund 220.000 Ansuchen registrier­t. Im gesamten Vorjahr waren es 244.000.

In Österreich hingegen sind die Asylzahlen bis Ende August um 40 Prozent auf 35.449 zurückgega­ngen. Im August waren es 6.958 Anträge, das ist ein Rückgang um 53 Prozent gegenüber August 2022.

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Neue Migrations­route über Polen nach Deutschlan­d

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