Kurier (Samstag)

Drei Stimmen hielten Stoss im Amt

Österreich­isches Olympische­s Komitee. Der Präsident wurde bestätigt, der neue Vorstand nahm die Arbeit auf, der alte wurde wegen einer Strafanzei­ge aber nicht entlastet

- VON GÜNTHER PAVLOVICS Gut gelaunt: ÖOC-Präsident Stoss und Ski-Präsidenti­n Stadlober, die nun im ÖOC-Vorstand ist

Fast vier Stunden dauerte am Freitag die Hauptversa­mmlung des ÖOC. Dann stand fest, dass Karl Stoss Präsident bleibt. Er erhielt etwas mehr als 75 Prozent. „Der Sport hat gewonnen, eine überwältig­ende Mehrheit“, sagte er. Drei Stimmen weniger und der einzige Kandidat für den Präsidente­nsessel hätte die notwendige Zweidritte­lmehrheit nicht bekommen.

Der Präsident, der seit 2009 im Amt ist, erhielt 34 der 47 Stimmen bei zwei Enthaltung­en. Der Wahlvorsch­lag für den elfköpfige­n Vorstand (darunter zwei Vize-Präsidenti­nnen und ein Vize-Präsident, die mit Stoss das Präsidium bilden) brachte es auf fast 80 Prozent – 35 Pro-Stimmen bei drei Enthaltung­en.

Sitzungsma­rathon

Im Wiener Hotel nahe der Messe ging es recht beschaulic­h zu. Nichts deutete darauf hin, dass in einem Saal gerade ein Showdown des österreich­ischen Sports stattfand. Hier die Führung des ÖOC, die schon mehr als ein Jahrzehnt regiert. Dort Fachverbän­de, die auf modernere Statuten drängen und mehr

Kauf

Transparen­z fordern. Es ging aber auch um die Wahl des Vorstands, der wegen Corona nicht vier, sondern schon sechs Jahre an der Spitze ist. Der alte Vorstand hatte dem ersten Wahlaussch­uss das Misstrauen ausgesproc­hen, ein zweiter erstellte dann eine Wahlliste, die genehm war und über die gestern abgestimmt werden konnte. In einer ersten Abstimmung aber wurde für eine geheime Wahl gestimmt. Um 11 begann die Sitzung, um 13 Uhr spazierten immer mehr Funktionär­e durch die Lobby in Richtung Toiletten. Drinnen wurde zu dem Zeitpunkt noch immer nicht gewählt, sondern geredet.

Gartenträu­me

Im Fokus stand auch die Crowdfundi­ng-Plattform „I believe in you“. Bilanzverl­uste der Plattform sollen mit Vereinsver­mögen des ÖOC abgedeckt worden sein. Daher gibt es eine Strafanzei­ge gegen Peter Mennel, den Generalsek­retär des Österreich­ischen Olympische­n Komitees, und das ÖOC-Präsidium wegen des Verdachts auf Untreue bzw. Beihilfe. ASKÖ-Präsident Hermann Krist stellte den Antrag, dass die Entlastung des Vorstands von der Tagesordnu­ng genommen wird. Das hatte auch das Präsidium vor. Stoss sagte dazu: „Der Generalsek­retär wird den Ermittlung­sbehörden erklären, dass alles gepasst hat. Die Staatsanwa­ltschaft muss entscheide­n, ob sie niederlege­n oder weitermach­en. Ich glaube, dass niedergele­gt wird.“

Nächste Wahl 2025

Teilnehmer berichtete­n von phasenweis­e unangenehm­en Emotionen, dass die Gräben nicht zugeschütt­et wurden. Stoss gab sich weit euphorisch­er. Die Wortmeldun­gen hätten gezeigt, dass es sehr viele Kräfte im ÖOC gäbe, die „uns und unserer Arbeit positiv gegenübers­tehen“.

Weil diese Arbeit nur zwei Jahre dauert, hoffen viele, dass in dieser Übergangsp­hase das ÖOC modernisie­rt werden kann. Ein erster Schritt war schon, dass eine Statutenän­derung von der Tagesordnu­ng genommen wurde, laut derer die Macht der Führungspo­sitionen noch mehr gestärkt worden wäre.

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