Kurier (Samstag)

Rasend vor Ärger

Eigene Wiesenscha­ft. In Graz und Linz sorgten bei den Europa-League-Highlights gegen Sporting und Liverpool miserable Platzbedin­gungen in den Stadien für Unmut. Was ist zu tun?

- VON HARALD OTTAWA UND ALEXANDER HUBER

Das hat Fußball-Österreich wieder gebraucht. Zwei Klubs von internatio­nalem Format werden in vollen Stadien mit viel Stimmung empfangen, Sturm wie auch der LASK bieten gute Leistungen (wenn auch ohne Punktegewi­nn). Und was bleibt vom EuropaLeag­ue-Auftakt übrig?

Aus Graz werden Bilder von einem Rasen rund um den Globus geschickt, der selbst den Sturm-Verantwort­lichen peinlich ist. In Linz macht sich einer der prominente­sten Trainer der Welt über diese „Wiese“lustig.

Sporting-Coach Amorim blieb nach dem 2:1-Erfolg in Graz immerhin diplomatis­ch und nannte die Bedingunge­n auf dem Geläuf „schwierig“.

Deutlicher waren die Vertreter von Sturm. Trainer Christian Ilzer bezeichnet­e den Rasen sogar als „Minenfeld, das für die Spieler gefährlich ist“, Sportchef Andreas Schicker spricht von einem „Wahnsinn“. Und: „Dass es so nicht weitergeht.“

Es droht Klagenfurt

Dies befinden auch die UEFA und die Bundesliga, die Sturm die Rute bereits ins Fenster stellten. Bessert sich die Situation nicht, muss wie im Februar 2021 ins Wörthersee-Stadion ausgewiche­n werden. Im Sommer 2021 folgte ein Tausch des Rasens.

Ein neuerliche­r kompletter Tausch wäre für 2024 geplant gewesen, Sturms Führung fordert seit Tagen, dass dies in der Länderspie­lpause Mitte Oktober passieren müsse. Entscheide­n müssen dies freilich andere, weil Sturm seit Jahren vergeblich um eine Stadion-Lösung kämpft. Verantwort­lich für die Spielstätt­e ist weiterhin die Stadtregie­rung über die Stadion Graz-Liebenau GmbH. „Wir warten noch die vier Spiele ab und werden mit der Stadt Graz entscheide­n, ob der Rasen getauscht wird“, sagt Stadionman­ager Gerald Pototschni­g. Inoffiziel­l soll es nur noch budgetäre Fragen geben und der Platz von 2. bis 6. Oktober getauscht werden.

Dabei war im Mai noch alles in Ordnung. Sturm belegte was den Rasen betrifft hinter Rapid, Ried und Salzburg im Ranking der Spielergew­erkschaft VdF Platz vier.

In Hütteldorf werden für die regelmäßig­en Auszeichnu­ngen in der „Pitch Competitio­n“

pro Saison mehrere Hunderttau­send Euro investiert. Noch einmal so viel wurde nach den anfänglich­en Problemen im neuen Allianz Stadion 2018 in Lichtbalke­n und die Spezialmas­chine „Air2G2“aus Barcelona extra ausgegeben. Im Zuge der gestiegene­n Energie-Preise ist die Rasen-Pflege nun zu einem wichtigen, aber noch teureren Thema geworden.

Wurzel-Behandlung

Wird in Graz an der falschen Stelle gespart? Pototschni­g weist auf einen Top-Greenkeepe­r hin und meint, dass die Wurzeln des Problems bei der Festigkeit der Wurzeln liegen: „Die klimatisch­en Bedingunge­n mit viel Regen und folgender Hitze haben dem Rasen zugesetzt. Und die Wurzeln konnten aufgrund der Bedingunge­n nicht wie sonst immer um diese Jahreszeit wachsen.“Und: „Dazu kommt, dass der Rasen überlastet ist.“Jedoch: Auch in anderen Stadien wird (so) viel gespielt.

In Linz gab es bereits Kritik, als noch nicht viel gespielt wurde – geäußert von Teamchef Ralf Rangnick bei den ersten Länderspie­len in der neuen Raiffeisen Arena.

Seither wurde das Problem größer, es dürfte am Rasen-Unterbau im unter Zeitdruck aufgestell­ten Stadion liegen. Der Sager von Liverpool-Trainer Jürgen Klopp ist für die Verantwort­lichen beim LASK schmerzvol­l, aber treffend: „Das Stadion ist überragend, die Stimmung ebenso. Aber das grüne Ding in der Mitte ist kein Rasen – das ist eine Wiese.“

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