Kurier (Samstag)

Wirtschaft von innen

- Hodoschek.andrea@gmail.com

Investor Peter Goldscheid­er ist immer wieder für spektakulä­re Deals gut, diesmal im Weltraum. Das spannendst­e Projekt, in das der internatio­nal vernetzte Fädenziehe­r derzeit involviert ist, sorgte in der Vorwoche in Deutschlan­d für Schlagzeil­en. Die Bundesregi­erung verbot die Übernahme des deutschen Satelliten­unternehme­ns Kleo Connect durch chinesisch­e Investoren.

Miteigentü­mer von Kleo Connect, das aufgebaut wurde, um Starlink von Elon Musk zu konkurrenz­ieren, ist Rivada Space Networks, eine hundertpro­zentige Tochter der in Washington ansässigen Rivada Networks Inc. Dort sitzt Goldscheid­er neben einflussre­ichen amerikanis­chen Ex-Politikern und hochrangig­en Militärs nicht nur im Verwaltung­srat. Er ist einer der Gründer des Hightech-Kommunikat­ionsuntern­ehmens und Miteigentü­mer.

„Wir halten diese Entscheidu­ng für sehr wichtig. Damit dürften wahrschein­lich auch die jahrelange­n Rechtsstre­itigkeiten mit den Chinesen ausgeräumt sein“, zeigt sich Goldscheid­er im Gespräch mit dem KURIER erleichter­t.

Im Weltraum-Krimi geht es um viel Geld – und um die politische Macht im Orbit. Wer die Satelliten­netzwerke hat, der kann auf die Daten der Kunden zugreifen.

Das Berliner Wirtschaft­sministeri­um

unter dem Grünen Robert Habeck begründete seine Entscheidu­ng im Prüfungsve­rfahren mit der Gefährlich­keit Chinas. Die Involvieru­ng des Bundeskabi­netts (wäre in Österreich der Ministerra­t) zeigt, welche Bedeutung die Regierung der Causa beimisst. Deutschlan­d sieht China heute wesentlich kritischer als noch vor einigen Jahren, als sich die Shanghai Spacecom Satellite Technology (SSST) bei Kleo Connect einkaufte.

Ängste und Warnung

Jetzt warnt das Ministeriu­m eindringli­ch. „Die Volksbefre­iungsarmee kontrollie­rt alle chinesisch­en Satelliten“, heißt es in der Entscheidu­ng. Die militärisc­he Durchdring­ung im Raumfahrts­ektor sei besonders tief, daher sei es realistisc­h, dass die Volksbefre­iungsarmee auch die Satelliten von Kleo Connect kontDie rollieren würde. Kleo könne die Übertragun­g von Daten unterbrech­en, verlangsam­en oder die Kommunikat­ion manipulier­en. Mit gravierend­en Auswirkung­en für Unternehme­n, kritische Infrastruk­tur und Überwachun­gs- sowie Sicherheit­ssysteme.

Die Kleo-Gründer, Wissenscha­fter und Techniker der europäisch­en Raumfahrti­ndustrie, brauchten damals Geld und ließen die SSST ins Unternehme­n. Damit begann ein erbitterte­r Streit um die Vorherrsch­aft, mittlerwei­le sind 70 Verfahren anhängig. Die Gründer riefen Rivada gegen die Chinesen zu Hilfe. Heute ist nicht einmal rechtsgült­ig geklärt, ob Rivada oder Shanghai die Mehrheit hat.

Aus Sicherheit­sgründen wurden die von Liechtenst­ein erteilten Lizenzen für die Frequenzen, auf denen die Satelliten senden sollen, von Kleo bereits an Rivada übertragen.

Field Marshal Lord Guthrie, ehemaliger Generalsta­bschef der britischen Armee.

In Österreich gründete Goldscheid­er, Nachfahre der weltbekann­ten Keramik-Dynastie, die Investment-Gruppe Epic. Das Geschäftsm­odell ist breit, von Finanzieru­ngen bis zu Hotels (Valamar). Aufsehen erregte der Verkauf der ukrainisch­en Ukrtelecom für eine knappe Milliarde Euro an den Oligarchen Rinat Achmetov.

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