Funktürme an der Börse: Kurioser Start, große Ziele
EuroTeleSites AG. Telekom-Abspaltung will 1.000 neue Handymasten errichten
Pünktlich um 9 Uhr läutete wieder einmal die Glocke an der Wiener Börse. Nach der AustriaCard im März war die EuroTeleSites AG, das ausgegliederte Funkturmgeschäft der Telekom Austria, der erst zweite Börsengang in diesem Jahr. Und der verlief kurios. Der Aktienkurs fiel zunächst deutlich unter den am Vortag festgelegten Referenzpreis von 4,95 Euro und blieb es auch lange Zeit. Der Abschlag wurde auch damit begründet, dass Indexfonds, die den Wiener ATX abbilden, sich von EuroTeleSites-Aktien trennen mussten. Erst in der Schlussauktion um 17.30 Uhr schoss der Kurs nach oben und die Aktie ging mit einem satten Plus von 11 Prozent auf 5,50 Euro aus dem Handel.
Die bestehenden Aktionärinnen und Aktionäre der
A1 Telekom Austria erhielten für je vier Aktien zusätzlich einen Anteilsschein an dem Unternehmen. Wann die Aktien handelbar sind, hängt von der Depotbank ab. Das Funkturmgeschäft der A1 umfasst den Betrieb und die Vermietung von 13.200 Mobilfunkmasten (Antennen, Ausrüstungsräume, Notstromversorgung) in Österreich, Bulgarien, Kroatien, Serbien, Slowenien und Nordmazedonien. Etwa 7.300 dieser Standorte sind auf Gebäudedächern, der Rest Stahlgerüste auf unbebauten Flächen. Einnahmen generiert die EuroTeleSites, das drittgrößte börsenotierte Towerunternehmen in Europa, durch die Vermietung der Funktürme – primär an die A1 selbst. Diese zahlt 36 Mio. Euro Miete pro Jahr. Geplant seien rund 1.000 zusätzliche Standorte für die A1 in den nächsten fünf Jahren, kündigte EuroTeleSitesGeneraldirektor Ivo Ivanovski am Freitag an.
Mieter gesucht
Weitere Mieter für die Funkmasten werden noch gesucht. Das Geschäft mit Fremdkunden soll in den nächsten Jahren von derzeit rund 5 Prozent auf 20 Prozent des Umsatzes (derzeit ca. 230 Mio. Euro) steigen. Ivanovski sieht „großes Wachstumspotenzial“durch den Ausbau der 5G-Infrastruktur – vor allem in Serbien – und der dafür nötigen Verdichtung der Infrastruktur. „Die mobile Datennutzung wird sich alle zwei bis drei Jahre verdoppeln. Wir haben die nötige Infrastruktur für dieses Wachstum“, so Ivanovski. Potenzielle Kunden seien sowohl Mitbewerber, die sich Standorte aus Kostengründen teilen wollen, aber auch Internetdiensteanbieter, Konzerne und Behörden. Für die nächsten Jahre wird ein Umsatzwachstum von 4 bis 6 Prozent in Aussicht gestellt. Eine Dividende für die Aktionäre soll es frühestens in vier Jahren geben, bestätigte Finanzvorstand Lars Mosdorf.
Das neue Unternehmen mit Sitz in Wien beschäftigt aktuell 173 Mitarbeitende, die von der A1 übernommen wurden.
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