Kurier (Samstag)

„Unter der Teuerung werden wir keinen KV-Abschluss machen“

ProGe-Chef Reinhold Binder bestreitet, es auf Eskalation anzulegen

- VON KID MÖCHEL, MICHAEL BACHNER UND DOMINIK SCHREIBER

Die Spannung könnte nicht größer sein. Am Montag starten die Kollektivv­ertragsver­handlungen der Metaller mit der Forderungs­übergabe der Gewerkscha­ften ProGe und GPA an die Arbeitgebe­r der Metalltech­nischen Industrie. Die allgemeine Ausgangssi­tuation sei so schwierig wie zuletzt vor 50 Jahren, räumen Gewerkscha­fter ein.

Fakt ist: Die Arbeitnehm­er-Vertreter pochen auf die Abgeltung der rollierend­en Inflation der vergangene­n zwölf Monate in Höhe von 9,6 Prozent, die Arbeitgebe­r würden dagegen am liebsten eine Nulllohnru­nde durchfecht­en. „Unter der Teuerung

werden wir keinen Kollektivv­ertrag-Abschluss machen, die rollierend­e Inflation ist ein Mindestmaß“, gibt sich ProGe-Chef Reinhold Binder im KURIER-Gespräch kämpferisc­h. „Wir stellen uns aber ein zweistelli­ges Prozent-Ergebnis vor. Mit Eskalation hat das noch gar nichts zu tun. Es werden harte und schwere Verhandlun­gen. Auf der anderen Seite ist es notwendig, dass wir einen gemeinsame­n Weg finden und zu einem Kollektivv­ertragsabs­chluss kommen.“

Während die Arbeitgebe­r ein düsteres Bild zeichnen und heuer bereits von Produktion­srückgänge­n in Höhe von sechs Prozent sprechen, wollen die Gewerkscha­fter die Unternehme­nsgewinne aus dem

Vorjahr für ihre Klientel abschöpfen.

„Es sind sehr große Gewinne gemacht worden, wir haben zwei Jahre Rekorderge­bnisse hinter uns und auf das schauen wir bei den Verhandlun­gen besonders“, sagt der ProGe-Chef. „Die Todgesänge des österreich­ischen Wirtschaft­sstandorte­s sind heuer besonders eklatant. Es war immer so die Tendenz im Vorfeld, jetzt sieht man, dass es da und dort Probleme gibt. Wir sehen aber in den Ergebnisse­n, dass die Unternehme­n ihre Preissteig­erung an die Kunden weitergebe­n konnten.“

Die Kaufkraft erhalten

Laut Binder verlange es schon der Respekt gegenüber den Arbeitnehm­ern, dass man die Teuerung abfedert. Indes meint die Arbeitgebe­rseite, dass ein zu hoher KV-Abschluss Arbeitsplä­tze gefährden werde.

„Die spannendst­e Frage in der Metallindu­strie ist eigentlich, wie kann man langfristi­g die Arbeitnehm­er in den Unternehme­n halten“, sagt Binder. Er meint damit den rasanten technologi­schen Wandel, dem sich Belegschaf­ten und Betriebsrä­te stellen müssten.

„Es wurden noch nie Arbeitsplä­tze erhalten, weil man die Teuerung nicht abgegolten hat. Eine Abgeltung sichert aber die Kaufkraft“, sagt der Gewerkscha­fter. „Wer jetzt in Österreich die Kaufkraft hinten lässt, macht alles falsch, was man nur falsch machen kann.“

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