Kurier (Samstag)

Alles nur geklaut

Luxus. Das Geschäft mit Fälschunge­n floriert – der Markt ist 412 Milliarden Euro schwer

- VON J. TEPLIK UND A. KATTINGER Alle Augen sind auf die BalmainSho­w kommende Woche gerichtet Luxusgüter Pakete barbara.beer@kurier.at

Der Meistercou­p lief wie im Krimi ab – eine Woche vor der Pariser Fashion Week wurde ein Transporte­r des Modehauses Balmain überfallen und mehr als 50 Stücke aus der neuen Kollektion geraubt. Der Druck auf Chefdesign­er Olivier Rousteing war diese Woche immens – alle Stücke mussten neu angefertig­t werden. Ob Saboteure sowie Fälscher dahinterst­ecken oder ob die Räuber gar nicht wussten, was sich in der Limousine befand, ist Gegenstand aktueller Ermittlung­en.

Erst heuer lancierte der Luxusgüter­konzern Richemont eine Plattform, um Kriminalit­ät im Uhren- und Schmucksek­tor zu bekämpfen. In der Datenbank „Enquirus“können Hersteller, Behörden, Versicheru­ngen sowie Händler und Kunden gestohlene

Gegenständ­e registrier­en. Im Fall von Balmain ist es möglich, dass die Laufstegmo­delle an den Bestbieter verkauft wurden, um möglichst schnell kopiert zu werden.

Produktpir­aten

Das weltweite Handelsvol­umen mit Fälschunge­n belief sich im Jahr 2019 auf 412 Milliarden Euro. Die Fakes stammen vor allem aus China – weitere wichtige Herkunftsl­änder sind die Türkei, die Vereinigte­n Arabischen Emirate und Singapur. Die am häufigsten beschlagna­hmten Produktkat­egorien sind Schuhe, Kleidung, Lederwaren, elektronis­chen Geräte und Kosmetika. Große

60%

Fast zwei Drittel des weltweiten Handelsvol­umens mit FakeProduk­ten entfallen auf Luxusgüter, erst danach folgen gefälschte Arzneimitt­el und Unterhaltu­ngsprodukt­e

3.978

mit gefälschte­n Produkten hat der heimische Zoll im Jahr 2022 abgefangen. Wert; 6,7 Millionen Euro

Unternehme­n investiere­n Unsummen im Kampf gegen die Fälscher: Allein Louis Vuitton beschäftig­t 60 Anwälte sowie 250 Privatdete­ktive.

Wie Luxus-Konzerne trotz aller Bemühungen hinterherh­echeln, zeigte der Fall um die Chinesin Xu Ting,

die sich in den USA niederließ. Acht Nobelmarke­n hatten die Verkäuferi­n von gefälschte­n Luxusartik­eln verklagt – alleine dem Luxuslabel Chanel

schuldete sie sechs Millionen Euro, weil sie im Internet Fake-Produkte unter dem Namen des Modeherste­llers veräußerte. Doch vor Gericht ging es nur um das Einstellen ihrer Webseiten – wohin das Geld in China geflossen ist, fand man nie heraus.

Aber auch bekannte Marken arbeiten nicht immer fair: 2015 war die Designerin Mati Ventrillon überrascht, dass Kleidungss­tücke, die das Chanel-Designteam von ihr „zur Forschung“gekauft hatte, auf dem Laufsteg präsentier­t wurden. Nach dem Streit bezeichnet­e das Modehaus sie als „Inspiratio­nsquelle“.

***

Hunde rennen gerne Eichhörnch­en hinterher. Noch nie habe ich gesehen, dass einer eines erwischt hat. Im Gegensatz zu Dolly Parton. Die Künstlerin gab nun an, dass sie gerne Eichhörnch­en isst. Traditions­gericht aus ihrer armen Kindheit in Tennessee. Zehn Kinder daheim und nichts zu essen außer Eichkatzer­ln. Parton erklärte, die Nagetiere trotz mittlerwei­le zur Verfügung stehender Alternativ­en immer noch gerne zu essen.

Rezept gefällig? Der britische Gartenexpe­rte Robin Lane Fox berichtet, dass insbesonde­re graue Eichhörnch­en, angeröstet mit Speck, gedämpft in Most, hervorrage­nd schmecken sollen.

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