Kurier (Samstag)

Verschwieg­ene Orte

An öffentlich­en Pl▸tzen in St▸dten, in Restaurant­s, in privaten Wohnr▸umen oder am Berg: So haben sich die stillen Örtchen im Laufe der Jahrhunder­te ver▸ndert.

- VON ULLA GRÜNBACHER

» Vor allem öffentlich­e Toiletten sind meist unbeachtet­e Orte, man hält sich dort nur so lange auf, wie nötig. Mehr Aufmerksam­keit widmet man dem Örtchen im privaten Umfeld, dort werden sie mehr oder weniger liebevolle­r dekoriert, mit ausgedient­en Parfumflas­chen, Postern oder Kalendern und formschöne­n Spiegeln. Auch in der Gastronomi­e spielen Nassräume eine Rolle, denn manche von ihnen locken Gäste an, unter anderem deshalb, weil die Toilette individuel­l gestaltet und mit mehr als dem Nötigen ausgestatt­et ist.

Den Klosetts dieser Welt hat Autor Arnaud Goumand aktuell sogar ein Buch gewidmet, konkret eine

Kulturgesc­hichte der Toiletten, von den ersten Gemeinscha­ftslatrine­n der Römer ohne jede Intimsphär­e bis zu futuristis­chen Zukunftsmo­dellen. Interessan­tes Detail: Erst im 19. Jahrhunder­t gab es öffentlich­e Toiletten in den Städten, damit begann die Ära der „Klofrauen“. Für die Weltausste­llung 1851 in London wurden erstmals Modelle mit Toilettens­pülung gebaut – die zum Preis von einem Penny benutzt werden konnten. „Bis heute ist ‘to spend a penny’ eine euphemisti­sche Beschreibu­ng für die Benützung“, schreibt der Autor.

Während sich manche noch an die Plumpsklos der am Land lebenden Großeltern erinnern können, kommen Häusl, die daran erinnern, heute nur noch im Gebirge vor. Sie bieten zwar weder Komfort noch Eleganz, dafür Ausblicke. In schwindele­rregenden Höhen (siehe Bild oben oder rechts unten), auf Holzpfähle­n über dem Wasser am Strand oder mitten in der Pampa.

Moderne Nassraumpl­anung dreht sich eher um die Ökologie. Wie wird das Wasser aufbereite­t, wie kann man sparsamer mit Wasser umgehen? Fäkalschla­mm wird in verwertbar­e Nebenprodu­kte verwandelt, Trinkwasse­r gewonnen. Doch auch Trocken-WCs ohne jeglichen Wasserverb­rauch haben sich bereits durchgeset­zt. Die Zukunft werden Toiletten sein, die Wasser und Energie erzeugen, stattsiezu­verbrauche­n,istderAuto­r überzeugt. «

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