Zur Lage im Flüchtlings-Hotspot Lampedusa
„Es ist so, als würde sich die Einwohnerzahl von Madrid oder Barcelona, um nur zwei Städte zu nennen, in etwas mehr als einem Tag verdoppeln. Die Städte würden aus den Nähten platzen. Das Unvorstellbare geschieht nun auf Lampedusa (...) Die Insel erlebt nach Worten des örtlichen Pfarrers eine Apokalypse. Der Bürgermeister fordert sofortige Hilfe von der italienischen Regierung und auch von Europa. (...) Es handelt sich um eine Herausforderung für Europa und seine Werte, um eine Frage, die jeden von uns angeht. (...) Die Migrationsfrage, sagte vor einiger Zeit die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel, werde uns in Zukunft mehr beschäftigen als die Stabilität des Euro. Sie (die Flüchtlinge) sind kein Problem, sie sind die Lösung. Jahrelang niedrige Geburtenraten, Bevölkerungsverluste und Überalterung werden dazu führen, dass die EUSchranken für viele von ihnen geöffnet werden müssen. Die EU wird 60 Millionen Einwanderer brauchen, um zu überleben. In diesem Punkt hatte Merkel recht.“
La Vanguardia
Madrid
„Die chaotische Lage veranlasste Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zu einem Besuch auf der Insel, in Anwesenheit von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die Deutsche war bereits Anfang Juli auf Lampedusa gewesen, wollte nun aber mit ihrer erneuten Anwesenheit vor allem ihre Unterstützung für Italien bekräftigen. Die Kommissionsvorsitzende stellte einen ZehnPunkte-Plan vor, der den Bewohnern von Lampedusa allerdings altbekannt vorkommen dürfte: härteres Vorgehen gegen Schmuggler, mehr legale Migrationsmöglichkeiten, Zusammenarbeit mit nordafrikanischen Ländern. Die Grundsatzvereinbarung mit Tunesien hat bisher keineswegs zu weniger Migranten geführt. Dennoch schienen von der Leyen und Meloni es noch immer als Rettung zu sehen und pochten auf die Umsetzung des Abkommens. Konkret bedeutet dies, dass die tunesische Küstenwache besser ausgestattet werden muss, mit neuen Booten, um den irregulären Verkehr abzufangen.“
de Volkskrant
Amsterdam
„ ( .... ) Es ist an der Zeit, dass sich die Europäer zusammenschließen und endlich einen neuen Migrationspakt verabschieden. Neben der notwendigen Zusammenarbeit mit den Herkunfts- und Transitländern ist der Schutz der EU-Außengrenzen eine große Herausforderung. Doch nur so kann die Freizügigkeit innerhalb der Union, die den Europäern so sehr am Herzen liegt, gewährleistet werden. Zweifellos wird sich die Migrationsfrage als eines der zentralen Themen der Europawahlen durchsetzen, da sie ganz Europa beunruhigt(...).“