Kurier (Samstag)

Nicht gut genug

Die heimische Politik hat sich im fruchtlose­n Streit ineinander verbissen – und sieht nicht, welch fatales Bild das nach außen gibt

- VON GEORG LEYRER georg.leyrer@kurier.at

Natürlich weiß man, dass die Politik kein Geschäft ist, in dem es um Schönheit geht. Muss es auch nicht: Politiker haben Ideen, die sie politisch durchsetze­n wollen. Dazu gibt es viele verschiede­ne Wege. Die wenigsten davon möchte man zu Hause nachmachen. In einem Land wie Österreich, in dem sich schon aus Prinzip und auch wegen staatsstru­ktureller Eigenheite­n die Dinge ohnehin nur wenig bewegen (und wenn, dann nur langsam), wird dieser politische Kampf auf Dauer vor allem nur eines: verbissene­r. Man verfing sich längst heillos in einem toxischen Prinzip des Gegeneinan­der und tut das Tag für Tag erneut

(und schuld ist immer der jeweils andere).

Aber auch angesichts dieser bekannten Zugerichte­theit reibt sich der Zuschauer außerhalb der Politbubbl­e zunehmend verwundert die Augen. Und jetzt ist es eskaliert, das bis zum Bersten angespannt­e Schauspiel: Die vergangene Woche war eine Entblößung zur Kenntlichk­eit für die Politik, ein Moment, an dem sich Innehalten lohnen würde.

Die SPÖ hatte Pech mit dem eMail, aber auch selbst einen atemberaub­enden Mangel an Gespür dafür, dass man das SORA-Angebot allein wegen des ORF sofort und von sich aus ungeschaut hätte ablehnen müssen. Und die Partei ist längst an einem Ort angelangt, an dem man sie ganz selbstvers­tändlich mit einer Panne assoziiert, auch wenn der Computerfe­hler diesmal anderen passierte.

Die ÖVP, so liest man, ist gar nicht unzufriede­n mit dem Burger-Video: Man hat die Themen gesetzt und bürgerlich­e Positionen – Leistung muss sich lohnen – niederschw­ellig und angriffig kommunizie­rt, findet man. Das mag für das Gerangel um Millimeter auf dem innenpolit­ischen Spielfeld stimmen. Diese Sicht zeigt aber auch, dass die Parteien – alle – längst jede Perspektiv­e darauf verloren haben, was für ein Bild man für jene abgibt, denen es wurscht ist, wie die nächste Umfrage aussieht. Die sich eine Politik wünschen, die mehr kann als untereinan­der Ressentime­nts auszutausc­hen. Die nicht ausschließ­lich zum eigenen Chor predigt. Die versucht, alle nach oben zu holen, und nicht nur den jeweils anderen nach unten zu ziehen.

Das alles nützt seit Jahrzehnte­n den Gleichen. Die FPÖ könnte sich genüsslich zurücklehn­en und in einem Jahr ein Land übernehmen, das politisch von allen weichgeklo­pft wurde. Eine praktische Ausgangspo­sition für jene Art von Vorhaben, die bei der FPÖ ohnehin niemand mehr verheimlic­ht. Aber die Blauen schaffen es sogar aus dieser Luxusposit­ion heraus, sich ganz ohne Not einfach mal so bei den Taliban zu blamieren. Bei. Den. Taliban!

Als politisch interessie­rter Beobachter ist man empört über dieses Laientheat­er. Das ist, für ein Land wie Österreich, einfach nicht gut genug. Das muss besser werden.

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