Kurier (Samstag)

Taliban-Besuch: Was Mölzer und Hübner nun erwartet

FPÖ. Bei der „Fact-Finding-Mission“könnte es um einen Rechtsextr­emen gehen

- VON CHRISTIAN BÖHMER

Warum bloß haben Sie das gemacht? Warum sind die Freiheitli­chen Ex-Mandatare Andreas Mölzer und Johannes Hübner nach Afghanista­n gereist, um Vertreter des geächteten Taliban-Regimes zu treffen? Ohne offizielle­s Mandat und auf eigene Kosten.

Michael Schnedlitz sagt, er wüsste selbst gern, was die beiden „Politpensi­onisten“geritten hat.

Am Freitag wiederholt­e der Generalsek­retär der FPÖ, was Parteichef Herbert Kickl vor Tagen mit hörbarem Ärger ventiliert­e: Mölzer und Hübner müssten nach der Rückkehr ihre „Motivlage“offenlegen. Und bei diesem klärenden Gespräch steht, wie Schnedlitz gestern bestätigte, wirklich alles zur Dispositio­n – auch die Parteimitg­liedschaft.

Der Organisato­r der Reise, der Wiener Arzt Moustafa Eltelby, hat gegenüber profil dargelegt, warum man nach Afghanista­n flog: Es gehe um eine „Fact-Finding-Mission“, bei der man die Menschenre­chtssituat­ion ausloten und erkunden wolle.

Wie? „Durch aktive Beobachtun­g der generellen gesellscha­ftlichen Situation, durch Straßenges­präche mit Bürgern und Gespräche mit verantwort­lichen Politikern.“Das Ziel: ein „wahrheitsg­etreues Bild“Afghanista­ns für Österreich.

Bei aller Nachsicht ist das Ansinnen nachgerade naiv. Denn abgesehen davon, dass eine auf wenige Tage

anberaumte Reise wohl kaum ausreicht, um den Gesamtzust­and eines Landes zu erfassen, das fast acht Mal so groß ist wie Österreich, ist die Lage in Afghanista­n weidlich dokumentie­rt: In allen weltweit relevanten Indizes, in denen Demokratie, Menschenre­chte, Pressefrei­heit oder Stabilität von Staaten bewertet werden, ist Afghanista­n Schlusslic­ht; die Taliban werden als Regierung internatio­nal nicht anerkannt, Hilfsorgan­isationen berichten angesichts der kollabiert­en Wirtschaft von einer der größten humanitäre­n Notlagen weltweit.

In Wien hält sich derweil hartnäckig das Gerücht, es gehe eigentlich um etwas ganz anderes, nämlich: um Herbert Fritz. Der 84-Jährige

Rechtsextr­emist sitzt seit Juni in Afghanista­n in Haft, weil er beweisen wollte, was er, Fritz, in einem rechtsextr­emen Magazin behauptet hat, nämlich: „Dass Afghanista­n nach dem Sieg der Taliban über die US-Besatzer und deren Lakaien wieder sicher ist.“Fritz ist Mitglied der Burschensc­haft Olympia. Und die wiederum ist eng verbunden mit der FPÖ. Martin Graf und andere FPÖ-Promis sind Olympen, Hübner vertritt die Burschensc­haft in anwaltlich­en Angelegenh­eiten. Es ist also naheliegen­d, würden sich die Freiheitli­chen für den „Völkerfreu­nd“einsetzen. Endgültige Aufklärung können nur Mölzer & Co leisten – sobald sie retour sind aus dem „sicheren“(@ Fritz) Afghanista­n.

Bundesregi­erung. Österreich soll erstmals eine „Strategie der humanitäre­n Hilfe“bekommen: Die einzelnen Bereiche „Entwicklun­gszusammen­arbeit“, „humanitäre Hilfe“und „Friedenssi­cherung“sollen besser verzahnt, Ziele und Zuständigk­eiten formuliert und evaluiert werden, gaben Vizekanzle­r Werner Kogler Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg bekannt. Im Auslandska­tastrophen­fonds seien rund 77,5 Millionen Euro. Derzeit sind laut UNO-Angaben mehr als 360 Millionen Menschen in ihrer Existenz bedroht, jeder 22. Mensch auf Hilfe angewiesen.

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Auf Stippvisit­e be id en Taliban: Ex-FPÖ-Mandatar Andreas Mölzer (links)

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