Kurier (Samstag)

Teurere Lebensmitt­el, aber die Bauern gehen leer aus

Erzeugerpr­eise wurden nicht angepasst

- MARTIN GEBHART

Landwirtsc­haft. Die Teuerung ist für die Menschen täglich bei den Lebensmitt­eln spürbar geworden. Für einen Einkauf muss derzeit um einiges mehr ausgegeben werden als noch vor einem Jahr. Die Schlussfol­gerung, dass so auch die Erzeuger – die Bauern – profitiere­n müssen, trifft aber nicht zu, wie Josef Moosbrugge­r, Präsident der Landwirtsc­haftskamme­rn Österreich, im Gespräch mit dem KURIER erklärt.

Moosbrugge­r: „Die Situation der Bauern ist derzeit sehr angespannt. Die Erzeugerpr­eise sind massiv gesunken, die Kosten recht hoch in der Produktion. Und das führt zu einer wirtschaft­lich schwierige­n Einkommens­entwicklun­g. Daher haben wir alle Hände voll zu tun, die Produktion in Österreich und die Lebensmitt­elversorgu­ng sicherzust­ellen.“

Es liege nicht an den Bauern, dass die täglichen Lebensmitt­el jetzt teurer sind. Moosbrugge­r: „Da gibt es andere Verursache­r. Deswegen haben wir auch gesagt: Die Fakten auf den Tisch, die Zahlen nüchtern analysiere­n und dann wird man sehen, wo die Gewinne hängen bleiben. Nicht bei den Bauern.“

Es könne nicht sein, dass die Standards bei den Bauern laufend erhöht werden, aber für die Produkte nur der billigste Preis bezahlt werde. Moosbrugge­r versteht das auch als eine Botschaft an den Handel.

Ein zusätzlich­er Verdienst könnte sich nun beim Thema Erneuerbar­e Energie ergeben. Mit der Änderung der diesbezügl­ichen Strategie hat sich auch für die Landwirtsc­haft ein neues Feld erschlosse­n. Immerhin sollen laut Plan des Klimaschut­zministeri­ums 10 Prozent des Gas-Bedarfs in Zukunft mithilfe von Biogasanla­gen abgedeckt werden. Der Schritt in Richtung „grünes Gas“freut die Bauern. Aber: „Es braucht da auch eine Netzinfras­truktur, da muss die öffentlich­e Hand endlich in Bewegung kommen, vom Reden ins Tun.“

Starkes Misstrauen

Dazu kommt, dass gerade in dem Bereich viel Misstrauen vorherrsch­t. Der Grund: Von etlichen Bauern wurden schon vor Jahren massiv in Biogasanla­gen investiert. Damals blieben aber Förderunge­n aus, weswegen viele Insolvenz anmelden mussten. Moosbrugge­r: „Gerade aus dieser Zeit der Biogasanla­gen von früher gibt es ein enormes Misstrauen in der Landwirtsc­haft. Es geht darum, die Sicherheit zu haben, dass man nicht sofort wieder hängen gelassen wird, wenn russisches Gas vielleicht wieder billiger wird. Es muss die Verlässlic­hkeit geben, dass Biogas auch zu wirtschaft­lichen Preisen übernommen wird.“

Ähnlich ist die Situation bei der Biomasse. Für Moosbrugge­r wird diese „nachhaltig­e Form“der Erneuerbar­en Energie noch viel zu wenig genutzt. Das liege auch an der EU. „Diese Widersprüc­hlichkeite­n in der EU müssen ein Ende haben. Einerseits wird darüber diskutiert, ob Biomasse klimaschäd­lich ist, anderersei­ts wird die Atomenergi­e als klimaneutr­al eingestuft. Das halte ich für absurd.“

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Präsident Josef Moosbrugge­r beim Interview im Studio von KurierTV (siehe auch kurier.at)

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