Teurere Lebensmittel, aber die Bauern gehen leer aus
Erzeugerpreise wurden nicht angepasst
Landwirtschaft. Die Teuerung ist für die Menschen täglich bei den Lebensmitteln spürbar geworden. Für einen Einkauf muss derzeit um einiges mehr ausgegeben werden als noch vor einem Jahr. Die Schlussfolgerung, dass so auch die Erzeuger – die Bauern – profitieren müssen, trifft aber nicht zu, wie Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammern Österreich, im Gespräch mit dem KURIER erklärt.
Moosbrugger: „Die Situation der Bauern ist derzeit sehr angespannt. Die Erzeugerpreise sind massiv gesunken, die Kosten recht hoch in der Produktion. Und das führt zu einer wirtschaftlich schwierigen Einkommensentwicklung. Daher haben wir alle Hände voll zu tun, die Produktion in Österreich und die Lebensmittelversorgung sicherzustellen.“
Es liege nicht an den Bauern, dass die täglichen Lebensmittel jetzt teurer sind. Moosbrugger: „Da gibt es andere Verursacher. Deswegen haben wir auch gesagt: Die Fakten auf den Tisch, die Zahlen nüchtern analysieren und dann wird man sehen, wo die Gewinne hängen bleiben. Nicht bei den Bauern.“
Es könne nicht sein, dass die Standards bei den Bauern laufend erhöht werden, aber für die Produkte nur der billigste Preis bezahlt werde. Moosbrugger versteht das auch als eine Botschaft an den Handel.
Ein zusätzlicher Verdienst könnte sich nun beim Thema Erneuerbare Energie ergeben. Mit der Änderung der diesbezüglichen Strategie hat sich auch für die Landwirtschaft ein neues Feld erschlossen. Immerhin sollen laut Plan des Klimaschutzministeriums 10 Prozent des Gas-Bedarfs in Zukunft mithilfe von Biogasanlagen abgedeckt werden. Der Schritt in Richtung „grünes Gas“freut die Bauern. Aber: „Es braucht da auch eine Netzinfrastruktur, da muss die öffentliche Hand endlich in Bewegung kommen, vom Reden ins Tun.“
Starkes Misstrauen
Dazu kommt, dass gerade in dem Bereich viel Misstrauen vorherrscht. Der Grund: Von etlichen Bauern wurden schon vor Jahren massiv in Biogasanlagen investiert. Damals blieben aber Förderungen aus, weswegen viele Insolvenz anmelden mussten. Moosbrugger: „Gerade aus dieser Zeit der Biogasanlagen von früher gibt es ein enormes Misstrauen in der Landwirtschaft. Es geht darum, die Sicherheit zu haben, dass man nicht sofort wieder hängen gelassen wird, wenn russisches Gas vielleicht wieder billiger wird. Es muss die Verlässlichkeit geben, dass Biogas auch zu wirtschaftlichen Preisen übernommen wird.“
Ähnlich ist die Situation bei der Biomasse. Für Moosbrugger wird diese „nachhaltige Form“der Erneuerbaren Energie noch viel zu wenig genutzt. Das liege auch an der EU. „Diese Widersprüchlichkeiten in der EU müssen ein Ende haben. Einerseits wird darüber diskutiert, ob Biomasse klimaschädlich ist, andererseits wird die Atomenergie als klimaneutral eingestuft. Das halte ich für absurd.“