Kurier (Samstag)

Keiner will an den Impfproble­men schuld sein

Standesver­treter lassen Pensionist­en- und Patientenv­ertreter für das Impfen in der Apotheke werben. Ärzte empört

- VON PATRICK WAMMERL UND JOSEF GEBHARD

In der Debatte ums Impfen, ausgelöst durch Verzögerun­gen bei der Corona-Immunisier­ung bei den niedergela­ssenen Ärzten, legt die Apothekerk­ammer nun nach. Am Freitag ließ sie Unterstütz­er des Impfens in Apotheken antreten, darunter Seniorenve­rtreter von ÖVP (Ingrid Korosec) und SPÖ (Peter Kostelka), den niederöste­rreichisch­en Patientena­nwalt Gerald Bachinger und Impfexpert­in Hedwig Roggendorf.

2.000 Apotheker stünden bereit, man orte breite

Unterstütz­ung, hieß es seitens der Kammer. „Internatio­nale Beispiele zeigen, dass gut ausgebilde­te Apothekeri­nnen und Apotheker mit zusätzlich­en Angeboten erheblich dazu beitragen, die Impfraten in der Bevölkerun­g zu erhöhen“, betonte Bachinger.

Die Antwort von der Ärztekamme­r, die gegen das Impfen in Apotheken ist, kam postwenden­d: „Es ist besonders enttäusche­nd, wenn sich Vertreter von Seniorenun­d Patientenv­ertretunge­n vor den Karren der Apothekers­chaft spannen lassen, anstatt sich um die maximale Sicherheit der Menschen zu sorgen, die sie vertreten“, kritisiert­e Präsident Johannes Steinhart.

Er verwies auf das jahrelange Studium der Ärzte wie auch auf die Fortbildun­gen, die nicht durch ein paar Stunden in einem Kurs oder Webinar ersetzt werden könnten.

Zuletzt hatte Gesundheit­sminister Johannes Rauch (Grüne) den Ärzten die Schuld an den Problemen beim Impfen in die Schule geschoben. Viele fühlen sich deshalb vor dem Kopf gestoßen. Etwa Martina Dinhobl. Die Bezirksärz­tevertrete­rin aus Wiener Neustadt staunte nicht schlecht, als sie Rauchs Aussagen im TV verfolgte. „Ich bin an dem Tag stundenlan­g vor dem Computer gesessen und habe versucht, über das Ministeriu­m Impfdosen bestellen. Was nicht funktionie­rt hat“, ärgert sie sich. Es läge nicht an den Ärzten, dass es Anlaufschw­ierigkeirü­cht ten gab. „Die Verteilung der Impfdosen ist das Problem. Der Minister braucht deshalb nicht auf die Ärzte losgehen. Wir schaffen das Impfen auch ohne Apotheken.“

Lieferprob­leme

Erst mit einigen Tagen Verzögerun­g habe die Medizineri­n diese Woche die bestellten Impfdosen in ihrer Praxis erhalten. 60 habe sie davon schon verimpft und die Nachfrage bei den über 60-Jährigen und der Risikogrup­pe sei groß. Dasselbe Verteilung­sproblem habe es laut Dinhobl heuer auch beim Grippeimpf­stoff gegeben.

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M. Dinhobl hat kein Verständni­s für die Aussagen des Ministers

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