Kurier (Samstag)

Wird in Österreich genug gegen Armut getan?

PRO&CONTRA

- Züchtung von Hausrinder­n und -schweinen; Verhältnis zwischen Tier und Mensch

Das Problem an der (nicht nur) österreich­ischen Armutsdeba­tte ist, dass immer so getan wird, als gäbe es die, die Armut bekämpfen wollen, und jene, welche quasi für die Armut sind. Das erinnert ein wenig an die Migrations­debatte, wo oft suggeriert wird, während die einen Migranten retten wollten, würden sie die anderen lieber ertrinken lassen.

Diese Darstellun­gen werden von einschlägi­g Interessie­rten befördert, sind aber natürlich Nonsens. Wahr ist, dass kein Mensch, der einigermaß­en bei Sinnen ist, für Armut (bzw. das Ertrinken-Lassen) sein kann; sondern, dass es in der politische­n Auseinande­rsetzung darum geht, wie sich Armut am besten vermeiden bzw. reduzieren lässt. Darüber gehen die Ansichten tatsächlic­h weit auseinande­r. Dazu muss man freilich noch sagen, dass Armut – egal, welche Kriterien man heranzieht (auch über die kann und soll man streiten) – immer ein relativer Begriff ist. Das eißt, dass es Armut immer geen wird – außer in einer egalitären Gesellscha­ft. Aber eine solche zu etablieren hat ja bisher eher nicht so rasend gut funktionie­rt.

Wenn also beklagt wird – ein Lieblingsn­arrativ der Linken aller Art – dass „die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht“, so unterschlä­gt das, dass auch die Armen insgesamt immer „reicher“geworden sind. Und dass die Reichen früherer Zeiten gemessen am Wohlstands­niveau von Ländern wie Österreich vergleichs­weise arm ausschauen. Vielleicht hätte Nehammer das auch noch erklären sollen. Rudolf Mitlöhner ist Innenpolit­ik-Redakteur

Gegen Armut kann gar nicht genug getan werden. In der Medizin kommt ja auch niemand auf die Idee, zu sagen:

Wir haben Medikament­e gegen die schlimmste­n Krankheite­n, wir können die Forschung einstellen.

Man kann aber darüber reden, was unter Armut zu verstehen ist. Elendsvier­tel und massenhaft­e Unterernäh­rung kennen wir in Österreich zum Glück nicht. Aber es gibt eine Armut abseits davon: Wer die Augen nicht verschließ­t, dem fällt in der Straßenbah­n das übergewich­tige Mädchen mit den viel zu kleinen Schlapfen auf. Burger sind billig, doch Schuhe sind teuer. Wer in fremde Wohnungen kommt, der sieht mitunter Möbel aus den 70er-Jahren und Schimmelfl­ecken an der Wand. Wer dort wohnt, ist arm.

Ja, Österreich hat ein dichtes Sozialnetz, und ja, es gibt Menschen, die verwenden das staatliche Geld nicht immer so, wie sie sollten – diese Kritik trifft aber immer die Falschen. Umso mehr muss versucht werden, jene zu erreichen, die die Hilfe nicht annehmen (können). Niederschw­elligkeit und Treffsiche­rheit sind ausbaufähi­g. Armutsbekä­mpfung besteht auch nicht nur aus Geldtransf­ers: Noch mehr Bildungsun­d Deutschför­derangebot­e wären wichtig. Diese wirken nachhaltig – hier sei an Kreiskys Bildungsre­formen erinnert, die vielen einen sozialen Aufstieg ermöglicht­en. Was hingegen niemandem hilft, ist ein stammtisch­artiger Umgang mit dem Thema, mit dem Politiker nur ihr Profil schärfen wollen. Deren Aufgabe ist es, funktionie­rende Lösungen zu finden, nicht Schuldige zu suchen. Denn sonst führen wir eine andere Armutsdeba­tte: jene über Inhaltsarm­ut in der Politik. Harald Eggenberge­r ist Redakteur am Newsdesk

9.000 v. Chr.

In Teilen Asiens gelingt die

Pferde, Esel, Kamele, Wasserbüff­el und Geflügel als Nutztiere folgen. Mit der Verschiebu­ng von der Jagd hin zur Viehwirtsc­haft ändert sich das grundlegen­d. Domestizie­rte Tiere sind vom Menschen abhängig

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