Kurier (Samstag)

Ärztekamme­r: Streit um jeden Euro

Interner Kampf. In der Aufarbeitu­ng der Skandal-Sitzung vor zwei Wochen sorgt das Vorgehen von Kurienobma­nn Huber für Unmut. Es geht um die Bestellung von Anwälten

- VON JOSEF GEBHARD Die Wiener Ärztekamme­r kommt weiter nicht zur Ruhe

Zwei Wochen ist die Sitzung in der Kurie der niedergela­ssenen Ärzte der zerstritte­nen Wiener Ärztekamme­r her, die völlig aus dem Ruder gelaufen war. Nachdem Obmann Erik Huber Anträge seiner Kontrahent­en (darunter vor allem die Unterstütz­er von Präsident Johannes Steinhart) nicht zugelassen hatte, veranstalt­eten diese eine Gegensitzu­ng. Zuvor sollte es sogar zu Handgreifl­ichkeiten gekommen sein.

Immer noch ist die Kammer und die Aufsichtsb­ehörde MA 40 mit der Aufarbeitu­ng der damaligen Vorkommnis­se beschäftig­t.

Für Diskussion­en sorgt nun vor allem das Vorgehen von Huber. Dieser hatte am 18. September bei Georg Braune, Finanzrefe­rent der Kurie, die Freigabe von 10.000 Euro beantragt. Mit dem Geld soll eine Anwaltskan­zlei beauftragt werden, die Vorkommnis­se in der Sitzung zu prüfen, um eine Stellungna­hme

bei der MA 40 abgeben zu können.

Doch noch bevor er darauf reagierte, erklärte Huber per Mail Braune als befangen, da dieser auf Seiten der rebellisch­en Steinhart-Gefolgsleu­te stehe und sich obendrein mit seiner Antwort auf den Antrag zu lange Zeit gelassen habe.

Um dennoch an das Geld zu kommen, ließ sich Huber die Freigabe von der Fachärzte-Sektionsob­frau gegenzeich­nen, weil es gemäß Geschäftso­rdnung

keinen Stellvertr­eter des Finanzrefe­renten gibt.

Braune kann dieses Vorgehen nicht nachvollzi­ehen: Gerade einmal 60 Minuten nach dem offizielle­n Freigabean­suchen habe ihn schon das Mail mit dem Vorwurf der Befangenhe­it erreicht. Unabhängig davon hätte er aber die Mittel ohnehin nicht freigegebe­n. „Geld, das aus den Kammer-Beiträgen stammt, kann nicht für die Klärung interner Streiterei­en herangezog­en werden“, sagt er zum KURIER. Er hat nun seinerseit­s diese Vorgänge bei der MA 40 gemeldet.

Ähnliche Bedenken hatte jedoch auch die Kammeramts­direktorin. In einem Mail, das dem KURIER vorliegt, vermisst sie den genauen Prüfauftra­g und verweist darauf, dass die Kammer zur Sparsamkei­t verpflicht­et sei und dass die Causa bereits von der MA 40 geprüft werde.

Gegenüber dem KURIER verteidigt Huber sein Vorgehen: Für eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die MA 40 sei die Expertise externer Spezialist­en in öffentlich­em Recht nötig gewesen. Es sei zudem erforderli­ch gewesen, rasch zu handeln. Dies sei seiner Auffassung nach durch sein Pouvoir als Kurienobma­nn gedeckt. Keineswegs habe er, wie öffentlich dargestell­t, Braune abgesetzt, es sei nur um den einen Antrag gegangen.

Auch deshalb habe sich Huber ein zweites Mal an Braune zwecks Freigabe weiterer 10.000 Euro gewandt. Diesmal geht es um eine Stellungna­hme zum Antrag auf Amtsentheb­ung Hubers, den sein Widersache­r Steinhart bei der MA 40 eingebrach­t hat. In diesem Fall hatte Braune immerhin noch die Gelegenhei­t, schriftlic­h abschlägig zu antworten. Unter anderem mit dem Argument, dass die Causa ohnehin von der Behörde geprüft werde.

Showdown im Oktober

Zum Showdown könnte es in einer Woche kommen. Bei der Kuriensitz­ung am 9. Oktober droht Huber die Abwahl. Tags darauf sieht sich in der Vollversam­mlung Steinhart mit einem Abwahlantr­ag konfrontie­rt. Nach jetzigem Stand gibt es aber keine Mehrheit, um den Kurienobma­nn bzw. den Präsidente­n zu stürzen.

Ein Ausweg wären Neuwahlen, über die in der Vollversam­mlung abgestimmt wird. Dafür spricht sich auch Huber aus: „So ließe sich die Pattstellu­ng auf heben.“

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