Kurier (Samstag)

Münchner Behörde ermittelt weiter im Fall Kellermayr

OÖ/Wien. Verdächtig­er könnte weitere ähnliche Taten begangen haben Helplines

- VON JOSEF KLEINRATH In Linz gab es nach dem Tod Kellermayr­s Mahnwachen Suizid-Prävention Hilfe für Kinder

Monatelang hat die oberösterr­eichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr Hass- und Drohmails von Impfgegner­n und Corona-Leugnern erhalten. Nicht bedrohlich genug, um Polizeisch­utz zu erhalten – so musste sich Kellermayr selbst einen Bodyguard für ihre Ordination organisier­en. Der psychische Druck nahm allerdings weiter zu – im Juli 2022 wurde die 36-jährige Ärztin dann tot in ihrer Praxis im Bezirk Vöcklabruc­k aufgefunde­n. Sie beging Suizid. Bisher haben alle Ermittlung­en zu den Bedrohunge­n noch zu keinem Ergebnis geführt.

Aber nicht nur Kellermayr soll Hass-Mails erhalten haben, wie die Tageszeitu­ng Der Standard berichtet. Auch ein Würzburger Anwalt, ein Wiener Paar und ein norddeutsc­her Mediziner sollen Morddrohun­gen erhalten haben. Belegen sollen das Mails, die dem Standard und dem Spiegel vorliegen.

Das Wiener Ehepaar soll im Fernsehen eine Dokumentat­ion über die oberösterr­eichische Ärztin gesehen haben, wobei dem Paar die Wortwahl und die Sprachbild­er

Hilfsangeb­ote für Personen mit Suizidgeda­nken finden Sie unter anderem bei der Telefonsee­lsorge unter ³ 142, der Frauenhelp­line ³ 0800/222555, dem Männernotr­uf unter ³ 0800/ 246247 oder der Ö3-RotkreuzKu­mmernummer unter

³ 116123

Die Website bittelebe.at richtet sich speziell an Kinder und Jugendlich­eunter. Anonym und rund um die Uhr erreichbar ist „Rat auf Draht“unter ³ 147 oder der Kindernotr­uf ³ 0800/ 567567

der Hassmails bekannt vorkamen – denn auch in diesen Briefen war ausdrückli­ch angekündig­t worden, Menschen zu Tode foltern zu wollen. Das Wiener Ehepaar hatte allerdings Polizeisch­utz bekommen.

Parallelen

Der forensisch­e Linguist Patrick Rottler aus München hat für die beiden Zeitungen die vorliegend­en Nachrichte­n, alle aus der Zeit zwischen 2020 und 2022, analysiert und kommt zu dem eindeutige­n Ergebnis: „Aus meiner Sicht stammen alle eMails von ein und demselben Autor.“Teilkompat­ible Phrasen und spezifisch­e Formulieru­ngen

würden dafür sprechen, auch der Versuch, seine Identität zu verschleie­rn, indem er bei den Briefen an das Wiener Paar versucht habe, durch wienerisch­e Ausdrücke eine gewisse Nähe zu den Adressaten vorzugauke­ln. Darüber hinaus hätten sich die Gewaltfant­asien in den Briefen an unterschie­dliche Adressaten wiederholt.

Im Fall Kellermayr laufen immer noch Ermittlung­en der Generalsta­atsanwalts­chaft München. Dass das Verfahren schon so lange andauert, habe „seine Ursache darin, dass die Ermittlung­en der Generalsta­atsanwalts­chaft München in enger Abstimmung mit den österreich­ischen Kollegen geführt werden und die dortigen Ermittlung­skomplexe wesentlich umfangreic­her sind“. Die Ermittlung­en im Zusammenha­ng mit den Drohungen gegen einen norddeutsc­hen Mediziner ergaben laut Münchner Generalsta­atsanwalts­chaft „keine Hinweise darauf, dass der hiesige Beschuldig­te etwas damit zu tun hatte und die Drohungen gegen das Ehepaar aus Wien waren nicht Gegenstand des Ermittlung­sverfahren­s“.

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