Münchner Behörde ermittelt weiter im Fall Kellermayr
OÖ/Wien. Verdächtiger könnte weitere ähnliche Taten begangen haben Helplines
Monatelang hat die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr Hass- und Drohmails von Impfgegnern und Corona-Leugnern erhalten. Nicht bedrohlich genug, um Polizeischutz zu erhalten – so musste sich Kellermayr selbst einen Bodyguard für ihre Ordination organisieren. Der psychische Druck nahm allerdings weiter zu – im Juli 2022 wurde die 36-jährige Ärztin dann tot in ihrer Praxis im Bezirk Vöcklabruck aufgefunden. Sie beging Suizid. Bisher haben alle Ermittlungen zu den Bedrohungen noch zu keinem Ergebnis geführt.
Aber nicht nur Kellermayr soll Hass-Mails erhalten haben, wie die Tageszeitung Der Standard berichtet. Auch ein Würzburger Anwalt, ein Wiener Paar und ein norddeutscher Mediziner sollen Morddrohungen erhalten haben. Belegen sollen das Mails, die dem Standard und dem Spiegel vorliegen.
Das Wiener Ehepaar soll im Fernsehen eine Dokumentation über die oberösterreichische Ärztin gesehen haben, wobei dem Paar die Wortwahl und die Sprachbilder
Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken finden Sie unter anderem bei der Telefonseelsorge unter ³ 142, der Frauenhelpline ³ 0800/222555, dem Männernotruf unter ³ 0800/ 246247 oder der Ö3-RotkreuzKummernummer unter
³ 116123
Die Website bittelebe.at richtet sich speziell an Kinder und Jugendlicheunter. Anonym und rund um die Uhr erreichbar ist „Rat auf Draht“unter ³ 147 oder der Kindernotruf ³ 0800/ 567567
der Hassmails bekannt vorkamen – denn auch in diesen Briefen war ausdrücklich angekündigt worden, Menschen zu Tode foltern zu wollen. Das Wiener Ehepaar hatte allerdings Polizeischutz bekommen.
Parallelen
Der forensische Linguist Patrick Rottler aus München hat für die beiden Zeitungen die vorliegenden Nachrichten, alle aus der Zeit zwischen 2020 und 2022, analysiert und kommt zu dem eindeutigen Ergebnis: „Aus meiner Sicht stammen alle eMails von ein und demselben Autor.“Teilkompatible Phrasen und spezifische Formulierungen
würden dafür sprechen, auch der Versuch, seine Identität zu verschleiern, indem er bei den Briefen an das Wiener Paar versucht habe, durch wienerische Ausdrücke eine gewisse Nähe zu den Adressaten vorzugaukeln. Darüber hinaus hätten sich die Gewaltfantasien in den Briefen an unterschiedliche Adressaten wiederholt.
Im Fall Kellermayr laufen immer noch Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft München. Dass das Verfahren schon so lange andauert, habe „seine Ursache darin, dass die Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft München in enger Abstimmung mit den österreichischen Kollegen geführt werden und die dortigen Ermittlungskomplexe wesentlich umfangreicher sind“. Die Ermittlungen im Zusammenhang mit den Drohungen gegen einen norddeutschen Mediziner ergaben laut Münchner Generalstaatsanwaltschaft „keine Hinweise darauf, dass der hiesige Beschuldigte etwas damit zu tun hatte und die Drohungen gegen das Ehepaar aus Wien waren nicht Gegenstand des Ermittlungsverfahrens“.