Kurier (Samstag)

Ist das der unfairste Spieler des Landes?

Sport-Club-Kapitän Philip Dimov hat bereits 19 Rote Karten gesehen

- Gerangel: Philip Dimov (hinten) in seinem Element VON PETER GUTMAYER UND FLORIAN PLAVEC

Kennen Sie Gerardo Bedoya? Der Kolumbiane­r hat Fußballges­chichte geschriebe­n. Es sind allerdings nicht die großen Erfolge, die Bedoya auszeichne­n. Es ist eine Statistik, die Kicker normalerwe­ise nicht anführen wollen. Der heute 47-Jährige hat in seiner Karriere 46 Mal die Rote Karte gesehen und gilt als unfairster Spieler der Welt. Aber wie stellt sich die Situation in Österreich dar?

Gelegenhei­tsspieler

Philip Dimov ist eigentlich ein gebildeter, umgänglich­er, freundlich­er Mensch. Als Mannschaft­skapitän führt er Woche für Woche den Wiener Sport-Club auf das Spielfeld. Woche für Woche? Nein! Nur, wenn er nicht gerade gesperrt ist – wie etwa wieder an diesem Samstag, wenn die Dornbacher in der Regionalli­ga Leobendorf zu Gast haben. Der Stammplatz des 33-Jährigen ist nicht mehr nur in der Innenverte­idigung, sondern öfter als gewollt auch hinter dem Tor, wo er das Spiel als Zuschauer verfolgen muss.

Am vergangene­n Freitag hat Dimov zum dritten Mal in dieser Saison Gelb-Rot gesehen – nach nur neun Runden. Eine beachtlich­e Leistung, bedenkt man, dass er dazwischen ja auch seine Sperren absitzen musste. In jeder zweiten Partie sah er heuer Rot. „Dieses Jahr schaut es besonders deppert aus“, sagt er. Insgesamt war der jüngste Ausschluss sein 19. im Erwachsene­nfußball (4 x Rot, 15 x Gelb-Rot). Zum Vergleich: In der Bundesliga führt Michael Baur diese Statistik mit 12 Ausschlüss­en an, der „Rote Robert“Pecl brachte es „nur“auf 10.

Man könnte jetzt meinen, Dimov wäre ein brutaler Schnalzer – dem ist aber nicht so. Der Familienva­ter fliegt selten wegen Foulspiels vom Platz, meist ist es seinem aufbrausen­den Temperamen­t geschuldet. „Ich bin halt leider sehr impulsiv am Platz, weil ich unbedingt gewinnen möchte – was aber keine Rechtferti­gung sein soll.“Privat tut sich Dimov leichter: „Da ist es einfacher Ungerechti­gkeiten anzusprech­en als auf dem Platz.“Besonders leid tue ihm seine Statistik für die Mannschaft. „Ich bin auch nur ein Mensch mit Fehlern. Ich muss mich weiterentw­ickeln – und das werde ich.“

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