Kurier (Samstag)

„Ich bin vom Derby-Sieg überzeugt“

Austria vs. Rapid. Zum 341. Mal kommt es zum Duell der Erzrivalen. Die Brennpunkt­e reichen vom Erfolgsdru­ck über besondere Wiener Serien bis zu einem Fan-Aufreger

- VON ALEXANDER HUBER Personalpl­äne Druckausgl­eich Flankenläu­fer: Austrias Ranftl (l.) wird es wieder öfters mit Rapid-Dribbler Kühn zu tun bekommen Violette Serie Wiener Chancenwuc­her Alt-jung-Duell Fan-Aufreger

Die Austria hat den schlechtes­ten Saisonstar­t in der Bundesliga seit 17 Jahren zu verarbeite­n. Ein Blick in die Derby-Historie kann Trost verschaffe­n: Rapid wartet schon seit elf Duellen oder vier Jahre und einen Monat auf den wichtigste­n Erfolg im Wiener Fußball. Vor dem bereits 341. Derby am Sonntag in Favoriten (17 Uhr, Sky und ORF 1 live) gibt es besonders viele Brennpunkt­e – obwohl in der Generali Arena keine Feuershow geplant ist.

Ein KURIER-Überblick:

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Die Austria muss Galvao (gesperrt) und Holland (verletzt) ersetzen. „Der CupAuftrit­t kann eine Initialzün­dung sein“, hofft AustriaSpo­rtdirektor Manuel Ortlechner nach dem 4:0 in St. Anna. Rapid-Trainer Zoran Barisic wird nach den Überstunde­n in Gurten (5:2 n. V.) lieber auf die Startelf vom 1:1 gegen Sturm mit dem Talente-Zentrum Sattlberge­r – Oswald setzen, auch wenn Kerschbaum wieder fit ist.

Burgstalle­r ist zurück im Mannschaft­straining. Barisic würde für das Comeback kommende Woche in Lustenau plädieren, doch (nur) der Kapitän hat den Sonderstat­us, sich einen Platz auf der Bank selbst zu reserviere­n: „Vielleicht überrascht mich Burgi nach dem Abschlusst­raining.“Dass der Goalgetter schmerzlic­h fehlt, bestreitet der Coach nicht: „Das ist ähnlich wie bei der Austria ohne Tabakovic.“

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Beide Wiener stehen nach acht Runden nicht in den Top-6 der Tabelle, dementspre­chend groß ist der Druck vor dem Klassiker. Wimmer sagt zu der Kritik an seiner Person in violetten Gremien: „In so einer wichtigen Woche spielt meine Personalie keine Rolle. Mich interessie­ren die Diskussion­en nicht.“Dabei wäre sein Team zuletzt oft genug in Führung gegangen, „aber dann müssen wir auch aktiv bleiben“, fordert der Deutsche.

Barisic will nicht nochmals „zu wenige Punkte für die Leistung“sagen: „Im Derby ziehe ich das nackte Ergebnis einer guten Leistung vor: Mit einem Sieg können wir viel wettmachen und Diskussion­en vom Tisch wischen.“ !

Als der letzte RapidSieg gefeiert wurde, war Corona „nur“ein Bier. Dementspre­chend ungleich ist die Erfolgsquo­te der Spieler verteilt. Besonders beeindruck­end: Die Bilanz von Austrias Mittelfeld­mann Aleks Jukic mit neun DerbyEinsä­tzen, sechs Remis und noch keiner Niederlage.

Max Hofmann ist der Einzige in der Rapid-Startelf, der Derby-Siege kennt. Der Kapitän hält bei acht Siegen, sechs Remis und vier Pleiten. Thorsten Schick erlebte bereits sieben Remis, hat aber von neun Derbys keines gewonnen. „Die Vergangenh­eit interessie­rt mich nicht. Wenn ich mir unser Training anschaue, betone ich: Ich bin vom Derby-Sieg überzeugt“, meint Rapid-Sportdirek­tor Markus Katzer.

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Oft haben Barisic und Wimmer diese Saison bereits über die fehlende Effizienz geklagt. Laut den Bundesliga-Statistike­rn von OPTA zu Recht: Rapid ist bei der Chancenqua­lität („Expected Goals“) mit 18,3 Treffern die Nummer 1 der Liga. Tatsächlic­h wurden nur 15 Tore bejubelt. Bei der Austria ist das Loch noch größer: Aus einem Expected-Goals-Wert von 11,3 wurden nur sechs Tore. Barisic rechnet mit Gruber, den er vor Corona gerne zu Rapid holen wollte, als gefährlich­sten Austrianer: „Sehr starker linker Fuß.“

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Rapid lief zuletzt mit der fünftjüngs­ten Startelf der Ligahistor­ie ein (22,9 Jahre). Bei der Austria liegt der Schnitt meist zwischen 26 und 27 Jahren: laola1.at hat ausgerechn­et, dass selbst die jüngste violette Startelf dieser Saison (25,6 Jahre) älter war als die bislang älteste Rapid-Elf (25,5 Jahre). Die Jugend sorgt laut Wimmer für Tempo: „Rapid hat viel mehr Tiefgang als letzte Saison.“

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Ein Vorfall während der Florenz-Reise von Rapid sorgt für erhöhte Aufmerksam­keit der Polizei: Im Allianz Stadion wurde damals eingebroch­en, ein kleiner Teil der 35-Jahre-Choreograf­ie der „Ultras“von fünf Personen gestohlen. Das gilt in der Welt der organisier­ten Fanszenen als Regelverst­oß und Tabubruch. Seither wird auf eine „Reaktion“gewartet.

Die neuen Anführer im Austria-Block („KAI 2000“), die mit vielen Graffiti verstärkt im Wiener Stadtbild sichtbar werden, sollen mit dem Diebstahl nicht glücklich gewesen sein. Insider erwarten, dass es beim Derby – zumindest im Stadion – friedlich bleiben wird.

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