Kurier (Samstag)

Der Anstieg der Preise bremst sich ein

Teuerung. Die Inflations­rate ist im September mit 6,1 Prozent auf den niedrigste­n Wert seit Februar 2022 gesunken. Im EU-Vergleich schneidet Österreich aber nach wie vor relativ schlecht ab

- VON MICHAEL BACHNER Bei Lebensmitt­eln habe der Preisdruck nachgelass­en. Im Handel jagt eine Rabattakti­on die nächste

Vor wenigen Monaten gab es noch zweistelli­ge Inflations­raten, nun flacht sich der Preisansti­eg langsam ab. Verantwort­lich dafür sind in erster Linie der Rückgang bei den Haushaltse­nergieprei­sen und der nachlassen­de Preisdruck bei Lebensmitt­eln.

Beides zusammen führte im September zu einem Rückgang der Inflations­rate auf 6,1 Prozent – nach 7,4 Prozent im August. So lautet die Schnellsch­ätzung der Statistik Austria, die am Freitag veröffentl­icht wurde. Die Details dazu wollen die Experten am 18. Oktober nachreiche­n.

Fest steht schon jetzt, dass die Inflation somit auf den niedrigste­n Stand seit Februar 2022 gesunken ist. Damals begann der russische Angriffskr­ieg auf die Ukraine – ein seit den 1970er-Jahren nicht mehr gekannter Energiepre­isschock war die Folge. Vor 50 Jahren beim Erdöl, jetzt bei Strom und Gas. Diese Preise haben mittlerwei­le nachgelass­en.

Mit Schluckauf

Trotz der positiven Tendenz spricht Wifo-Experte Josef Baumgartne­r von einer „Inflation mit Schluckauf“. Auch in den Folgemonat­en werde es seiner Prognose nach immer wieder Ausreißer nach oben geben. Zum Beispiel im kommenden Dezember, wenn die inflations­dämpfende Wirkung der im Vorjahr eingeführt­en Strompreis­bremse statistisc­h gesehen wegfallen werde.

Übers Gesamtjahr erwartet Baumgartne­r nun eine durchschni­ttliche Teuerungsr­ate zwischen 7,5 und 8,0 Prozent. Im Jahr 2024 sollte sich die Teuerung auf 4,0 Prozent einbremsen.

Im Vergleich mit anderen EU-Ländern bleibt der Preisansti­eg in Österreich überdurchs­chnittlich hoch. Der harmonisie­rte Verbrauche­rpreisinde­x fiel laut Schnellsch­ätzung der EU-StatistikB­ehörde Eurostat auf 5,8 Prozent. Der Durchschni­tt der Euro-Zone mit ihren 20 Mitglieder­n lag im September bei 4,3 Prozent. Auch im Trend der Euro-Zone zeigen sich sinkende Energiepre­ise und verlangsam­t sich die Teuerung bei Lebensmitt­el, Alkohol und Tabak leicht.

Zu den anstehende­n Kollektivv­ertragsver­handlungen empfahl IHS-Experte Sebastian Koch im ORF-Radio, nicht kurzfristi­g die Regeln

„Die Inflation sinkt, aber es bleibt eine Inflation mit Schluckauf – also mit Ausreißer-Monaten nach oben“Josef Baumgartne­r WIFO-Experte

zu ändern – denn langfristi­g würden sich Vor- und Nachteile ausgleiche­n. Ad hoc neue Regeln einzuführe­n, würde den Prozess komplizier­ter machen.

Am Montag findet die erste echte Verhandlun­gsrunde der Metaller statt. Am Dienstag startet die KV-Runde in der Sozialwirt­schaft. Am 24. Oktober ist dann der Handel an der Reihe. Dort gilt dann eine Inflation von 9,2 Prozent als Basis, weil der niedrigere September-Wert schon mit eingerechn­et wird. Bei den Metallern liegt die Basis bei noch 9,6 Prozent.

Apropos Handel: Die Rabattschl­acht bei den Lebensmitt­elhändlern geht weiter: Nachdem Lidl vorgepresc­ht war, zog am Freitag der Diskonter Hofer nach und senkt die Preise auf 100 Grundnahru­ngsmittel zum Teil um mehr als die Mehrwertst­euer.

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