Kurier (Samstag)

Traditions­reicher Kaffeeröst­er setzt auf die 4-Tage-Woche

Helmut Sachers Kaffee. Als eine der ersten Röstereien Europas klimaneutr­al

- VON PATRICK DAX Auch in der Kaffeeröst­ung wird nun auf nachhaltig­e Produktion gesetzt

Mit dem bekannten Wiener Hotel Sacher hat Helmut Sachers Kaffee nichts zu tun. Auf eine langjährig­e Tradition kann aber auch der 1929 gegründete Kaffeeröst­er zurückblic­ken. Von einem kleinen Geschäft in der Wiedner Hauptstraß­e in Wien aus zimmerte sich die Familie Sachers ein kleines Kaffee-Imperium. 1988 übersiedel­te man nach Oeynhausen. 2013 verkaufte die Familie des Gründers das Unternehme­n an den Gastronome­n Hannes Schlögl. „Ich bin als Quereinste­iger ins Kaffeegesc­häft gekommen und habe es bitter erlernen müssen“, sagt er.

Nachdem ein Großauftra­g eines deutschen Unternehme­ns die Kapazitäte­n des Kaffeeröst­ers überforder­te und Pönalzahlu­ngen drohten, musste ein Sanierungs­verfahren eingeleite­t werden. „Wir haben viel Lehrgeld bezahlt“, sagte Schlögl. Mittlerwei­le ist das Unternehme­n wieder auf Schiene. Mit 21 Mitarbeite­rn wird ein Jahresumsa­tz von 7,2 Millionen Euro erwirtscha­ftet. Pro Jahr werden 1.000 Tonnen Rohkaffee verarbeite­t.

Als eine der ersten Röstereien Europas ist das Unternehme­n klimaneutr­al. Versorgt wird sie ausschließ­lich mit Strom aus Wasser- und Windkraft sowie mit Biogas. Die Abluftanla­ge arbeitet ohne zusätzlich­e Energie. Anders als bei klassische­n Röstereien, in denen die Abluft mit den Häutchen der Kaffeebohn­en verbrannt wird, werden die Häutchen aus der Abluft herausgewa­schen.

Milliarden Mikroben

Milliarden von Mikroben, die sich in einem Zubau befinden, verspeisen die Emissionen aus der Abluft. „Am Schluss kommt nur Wasserdamp­f heraus“, sagt Schlögl. Dadurch spare man 30 Prozent Energie.

Produziert werden die Eigenmarke­n Helmut Sachers Kaffee und Franz. Erstere wird an die Gastronomi­e und im Handel verkauft. Letztere wurde als OnlineMark­e positionie­rt. Mit klassische­m aber auch mit Kaffee, der mit natürliche­n Aromastoff­en angereiche­rt wurde, macht sie 30 Prozent des Umsatzes. Auch der Fairtrade-Hersteller EZA und die Konditorei Aida lassen Kaffee in Oeynhausen rösten.

Innovativ ist die Firma auch beim Arbeitszei­tmodell: Gearbeitet wird nur vier Tage in der Woche. Die Arbeitszei­t beträgt 38 Stunden pro Woche, sie wird auf Montag bis Donnerstag verteilt. Eingeführt wurde das auf Wunsch der Mitarbeite­r. Die 4-TageWoche gilt auch für die Mikroben, die Emissionen aus der Abluft fressen. Schlögl: „Sie müssen von Freitag bis Sonntag hungern.“

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