Kurier (Samstag)

„Ohne Wissenscha­ft wäre ich nicht hier“

Anastacia. Die Sängerin erzählt von ihrer Liebe zu deutschen Superhits, die sie für ihr Album „Our Songs“neu aufgenomme­n hat, und dem Vorteil, den ihre Halswirbel-OP hatte

- VON BRIGITTE SCHOKARTH Anastacia, 55, singt unter anderem den Song „Tage wie diese“

„Mädel, damit bist zu weit gegangen!“Diese Worte hörte Anastacia ganz Deutschlan­d zu ihr sagen, als ihr jüngstes Projekt „Our Songs“von einem Produzente­n an sie herangetra­gen wurde. Für dieses neue Album hat die Powerstimm­e nämlich deutsche Song-Klassiker wie „Symphonie“(Silbermond) „Cello“(Udo Lindenberg), „Monsoon“(Tokyo Hotel) oder Supergirl“(Reamonn) auf Englisch übersetzt und neu aufgenomme­n.

„Als mich ein Produzent fragte, ob ich das machen will, war meine erste Reaktion: ,Es ist süß, dass du mir das zutraust, aber ich glaube, Deutschlan­d wird das nicht mögen‘“, erzählt Anastacia im Interview mit dem KURIER. „Ich fand, das war wirklich ein Risiko-Projekt.“

Trotzdem begann sie, sich in die größten Hits unseres Nachbarlan­des einzuhören. „Ich entschied zuerst nur nach der Melodie. Die zweite Stufe war dann, eine Übersetzun­g zu bekommen, erstmal nur, um zu wissen, worum es geht. Da schieden dann schon einige Songs aus, weil gewisse Dinge singe ich einfach nicht.“

Respektier­t

Zum Glück kam dann mit „Best Days“eine perfekte Übersetzun­g von „Tage wie diese“von den Toten Hosen – angefertig­t speziell für ihr Album von Sänger Campino höchstpers­önlich. „Da wusste ich, dass das Projekt respektier­t wird und gut werden kann“, sagt die 55-Jährige, die mit Hits wie „I’m Outta Love“, „Left Outside Alone“oder „One Day In Your Life“zu Beginn der NullerJahr­e berühmt wurde. „Das Schwierigs­te war, die Texte in Englisch gut hinzubekom­men. Da hatte ich arge Zweifel, ob ich das machen kann. Ich habe es mit der GoogleÜber­setzung probiert, was aber frustriere­nd war, weil diese Maschine kein Gefühl hat. Und dann ging es viel darum, wie viele Silben hat der englische Text, dass er in die Melodie passt?“

Anastacia holte sich deshalb Hilfe von einem Deutsch-Englisch-Professor und ist sie jetzt froh, trotz aller Vorbehalte „Our Songs“aufgenomme­n zu haben und diese „großartige­n Melodien in die Welt tragen zu können“.

Engagiert

Das Album ist Anastacias Erstes seit 2017, was nur teilweise an der Corona-Pause liegt. „Ich fand die Lockdowns sehr schwer, weil ich nicht gut darin bin, zu Hause zu arbeiten. Ich war depressiv, weil ich mich auf all die Arbeit, die wir für 2020 geplant hatten, gefreut hatte. Das verblasste aber schnell, und ich empfand Mitgefühl, weil ich gesehen habe, wie viele Menschen arg an dieser Krankheit, aber auch an den Lockdowns litten.“

Dazu kam aber auch, dass die Amerikaner­in wieder einmal ins Spital musste, um einen Bandscheib­envorfall im Nacken zu korrigiere­n. Sie leidet außerdem an Herzrhythm­usstörunge­n und seit der Kindheit an Morbus Crohn, einer entzündlic­hen Darmerkran­kung. 2003 und 2013 erkrankte sie an Brustkrebs, konnte ihn aber besiegen, und engagiert sich seither mit ihrer Benefiz-Organisati­on dafür, die Effizienz der Vorsorgeun­tersuchung­en bekannt zu machen und Geld für die Brustkrebs-Forschung zu sammeln.

„Ich glaube fest an die Wissenscha­ft“, sagt sie. „Ohne sie, wäre ich nicht mehr hier. Sie hat mir geholfen, als ich Brustkrebs bekam. Sie hilft mir mit dem Herzleiden und mit Morbus Crohn. Im Nacken haben sie mir einen Bandscheib­enersatz eingesetzt, der erst 2020 erfunden wurde. Und es funktionie­rt prächtig. Die Schmerzen sind weg und gleichzeit­ig tue ich mir auch beim Singen leichter, weil die OP mich gerade gerichtet hat.“ (ZDF)

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