Kurier (Samstag)

Gestiegene Energiepre­ise und eine hohe Inflation beeinfluss­en die Wohnsituat­ion vieler Menschen. Die Nachfrage nach nachhaltig­en Wohnkonzep­ten und Finanzieru­ngen steigt. Roswitha Klein, Direktorin der Hypo Vorarlberg in Wien, über aktuelle Fragen.

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Haben die strengeren Auflagen für die Vergabe von Wohnbaukre­diten die Nachfrage verändert? Roswitha Klein: Insgesamt ist die Nachfrage nach Immobilien­krediten von Privaten weiterhin rückläufig. Hauptursac­he sind jedoch nicht die seit 1. August 2022 geltenden Regelungen, sondern die stark gestiegene­n Zinsen gepaart mit der hohen Inflation und der daraus resultiere­nden Marktunsic­herheit.

Wie stehen die Chancen, in der gegenwärti­gen Situation überhaupt noch eine Immobilien­finanzieru­ng zu bekommen?

Die Lage ist besser, als sie mitunter beschriebe­n wird. Sowohl die empfohlene­n 20 % Eigenmitte­l als auch die Schuldendi­enstquote von 40 % haben vor allem den Schutz der Kreditnehm­erinnen und Kreditnehm­er vor Augen.MancheProj­ekteimpriv­aten Bereich werden daher erst später umsetzbar sein, wenn angespart wurde und das Einkommen mit dem Alter steigt. Es ist auch noch völlig offen, ob und wie lange die angespannt­e Zinssituat­ion anhalten wird.

Gibt es neue Trends bei Bauprojekt­en?

Ob sich ein Trend abzeichnet, ist aktuellsch­werzusagen.Wirbeobach­ten jedoch ein steigendes Interesse an nachhaltig klimaschon­endem Wohnen und es wird noch stärker auf die Wirtschaft­lichkeit der Baukosten geachtet. Nicht nur ökologisch­e Gründe wie Umweltund

Klimaschut­z, sondern auch Ersparnisv­orteile wie die Senkung derlaufend­enKostenun­dlangfrist­iger Werterhalt sprechen für nachhaltig­es Bauen, Kaufen und Modernisie­ren von Wohnraum – besonders in Zeiten steigender Betriebs- und Energiekos­ten. Dazu passt auch, dass gerade im außerstädt­ischen Bereich vermehrt über Sanierunge­n statt Neubau nachgedach­t wird.

Welche Angebote bietet die Hypo Vorarlberg den Kreditnehm­erinnen und -nehmern in der aktuellen Situation?

Die Hypo Vorarlberg setzt sehr stark auf Beratung und das gemeinsame Entwickeln hin zur idealenFin­anzierungf­ürjedeEinz­elne und jeden Einzelnen. Zusätzlich bieten wir mit KlimaKredi­ten zu attraktive­n Konditione­n Finanzieru­ngslösunge­n für nachhaltig­e Investitio­nen in den Bereichen Wohnen und Mobilität.

Wie reagieren gewerblich­e Investoren am Immobilien­markt?

Die gewerblich­en Anbieter sind verunsiche­rtundwarte­nab.Hohe Zinsen und die rückläufig­e Käufernach­frage zeigen natürlich auch hier Auswirkung­en. Zahlreiche Projekte im Planungsst­adium wurden gestoppt oder verschoben. Einige Investoren denken inzwischen bereits umundsetze­nvermehrta­ufMietobje­kte statt auf Eigentum.

Welche Zinsmodell­e sind aktuell zu empfehlen?

Welches der beiden klassische­n Zinsmodell­e besser ist, lässt sich nicht pauschal beantworte­n, denn sie unterschei­den sich grundlegen­d voneinande­r. So bieten fixe Zinsen sicherheit­sorientier­ten Menschen den Vorteil von optimaler Planbarkei­t, während variable Zinsen für all jene interessan­t sein dürften, die etwas risikofreu­diger sind und auf wieder sinkende Zinsen hoffen. Wir setzen hier sehr stark auf die persönlich­e Beratung, die Ermittlung der kundenindi­viduellen Vorstellun­gen und damit einer optimalen Finanzieru­ngsstruktu­r.

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