Fragen der Freizeit
... und Antworten, die Sie überraschen werden
Pure Lebenslust (und damit sehr zu dieser freizeit-Ausgabe passend) verkörpern Kasperl und Sepperl. Sie stürzen sich Hals über Kopf in Abenteuer, messen sich mit Hexen, Zauberern, Krokodilen oder gar dem Teufel. Und – krawuzi kapuzi – geht immer alles gut aus. Bei der Großmutter gibt es hinterher einen Kuchen.
Wenn sich dann auch die Nerven der mitfiebernden Beobachterinnen und Beobachter beruhigt und sich alle Probleme des Stücks in Wohlwollen aufgelöst haben, dann könnten Sie sich eventuell die Frage stellen: Sind die Helden verwandt, verschwägert oder „nur“beste Freunde? Warum sind sie bei der Großmutter und nicht bei den Eltern? Stefan Gaugusch ist einer, der das wissen muss: Der Schöpfer der anarchischen Kanalratte Rolf Rüdiger oder des gelben Wesens Confetti aus Blödelwedelhausen zeichnet auch für den rotbackigen Burschen mit der Zipfelhaube aus „Kasperl und Co“im ORF verantwortlich. „Prinzipiell sind sie bei uns Freunde. Kasperl ist der Ältere, Sepperl der Jüngere.“Und auch in der gängigen Kasperlliteratur oder in Otfried
Preußlers „Räuber Hotzenplotz“sind die beiden allerbestens befreundet. Wenn Brüder, dann höchstens Blutsbrüder, aber dafür findet sich nirgendwo ein Beleg.
Dass die Oma und nicht die Elternschaft im Figurenpersonal enthalten ist, hat für Gaugusch einen ganz plausiblen Grund. „Wenn sie Eltern hätten, bekämen sie für jeden Blödsinn eine aufgelegt. Großeltern haben einfach die lässigere Rolle. Sie erlauben die kasperlhaften Handlungen erst. Die haben dann keine Konsequenzen.“Aus historischer Sicht habe die Großmutter in Wien einst eine andere Rolle eingenommen, nämlich die der guten Haut: Der Kasperl – oder eben Hanswurst – hat die Arme eiskalt ausgenutzt. „Er war ein Säufer und Tunichtgut. Den hat die Großmutter durchgefüttert“, erklärt Gaugusch. Das hat sich geändert. Während in Deutschland der Kasperle der Volltrottel und Seppel der Gescheitere sei, „ist es in Österreich umgekehrt. Bei uns kann der Kasperl die Schatzkarten und Briefe lesen“. Nachsatz: eher schlecht als recht. „Ich vermute, er hat Heimunterricht von der Großmutter bekommen.“