Kurier (Samstag)

Fragen der Freizeit

... und Antworten, die Sie überrasche­n werden

- Von Daniel Voglhuber

Pure Lebenslust (und damit sehr zu dieser freizeit-Ausgabe passend) verkörpern Kasperl und Sepperl. Sie stürzen sich Hals über Kopf in Abenteuer, messen sich mit Hexen, Zauberern, Krokodilen oder gar dem Teufel. Und – krawuzi kapuzi – geht immer alles gut aus. Bei der Großmutter gibt es hinterher einen Kuchen.

Wenn sich dann auch die Nerven der mitfiebern­den Beobachter­innen und Beobachter beruhigt und sich alle Probleme des Stücks in Wohlwollen aufgelöst haben, dann könnten Sie sich eventuell die Frage stellen: Sind die Helden verwandt, verschwäge­rt oder „nur“beste Freunde? Warum sind sie bei der Großmutter und nicht bei den Eltern? Stefan Gaugusch ist einer, der das wissen muss: Der Schöpfer der anarchisch­en Kanalratte Rolf Rüdiger oder des gelben Wesens Confetti aus Blödelwede­lhausen zeichnet auch für den rotbackige­n Burschen mit der Zipfelhaub­e aus „Kasperl und Co“im ORF verantwort­lich. „Prinzipiel­l sind sie bei uns Freunde. Kasperl ist der Ältere, Sepperl der Jüngere.“Und auch in der gängigen Kasperllit­eratur oder in Otfried

Preußlers „Räuber Hotzenplot­z“sind die beiden allerbeste­ns befreundet. Wenn Brüder, dann höchstens Blutsbrüde­r, aber dafür findet sich nirgendwo ein Beleg.

Dass die Oma und nicht die Elternscha­ft im Figurenper­sonal enthalten ist, hat für Gaugusch einen ganz plausiblen Grund. „Wenn sie Eltern hätten, bekämen sie für jeden Blödsinn eine aufgelegt. Großeltern haben einfach die lässigere Rolle. Sie erlauben die kasperlhaf­ten Handlungen erst. Die haben dann keine Konsequenz­en.“Aus historisch­er Sicht habe die Großmutter in Wien einst eine andere Rolle eingenomme­n, nämlich die der guten Haut: Der Kasperl – oder eben Hanswurst – hat die Arme eiskalt ausgenutzt. „Er war ein Säufer und Tunichtgut. Den hat die Großmutter durchgefüt­tert“, erklärt Gaugusch. Das hat sich geändert. Während in Deutschlan­d der Kasperle der Volltrotte­l und Seppel der Gescheiter­e sei, „ist es in Österreich umgekehrt. Bei uns kann der Kasperl die Schatzkart­en und Briefe lesen“. Nachsatz: eher schlecht als recht. „Ich vermute, er hat Heimunterr­icht von der Großmutter bekommen.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria