Kurier (Samstag)

Scheitert Bablers SPÖ-Reform an Michael Ludwig?

Direktwahl. Weiter Widerstand der Wiener gegen Mitglieder­entscheidu­ng

- VON MARTIN GEBHART UND JOSEF GEBHARD

Dass ihn eine satte Mehrheit der Delegierte­n beim Parteitag am 11. November im Amt bestätigt, davon kann Andreas Babler ausgehen. Schon deutlich mehr Kopfzerbre­chen werden dem SPÖ-Parteichef die inhaltlich­en Weichenste­llungen machen, über die er ebenfalls in Graz abstimmen lassen will: Eine Reform der Parteistat­uten inklusive einer Direktwahl des Vorsitzend­en durch alle Mitglieder.

Aktuell arbeitet eine 20köpfige Kommission der Landesund Teilorgani­sationen an der Vorbereitu­ng eines entspreche­nden Antrags, der am Parteitag eine Zweidritte­lmehrheit finden müsste.

Allzu gut kommt sie aber nicht voran, inzwischen haben sich die Fronten verhärtet. Die Wiener wollen auf keinen Fall, dass in Zukunft Personal- oder gar Koalitions­fragen mithilfe einer Mitglieder­befragung entschiede­n werden. Die für Wien in dem Gremium sitzende Parteisekr­etärin Barbara Novak soll das zuletzt den anderen Mitglieder deutlich gemacht haben.

Das Argument der Wiener: Eine Direktwahl sei zu aufwendig, würde Populismus fördern und dafür sorgen, dass der Parteichef gegenüber den Gremien übermäßig stark agieren könnte.

Die übrigen Länder setzen auf die Basis und lassen sich von den Wienern nicht davon abbringen. Zumal es in OÖ und der Steiermark die Direktwahl bereits gibt.

Zuletzt soll Ex-Minister Norbert Darabos in dem Gremium erklärt haben, dass auch das Burgenland für Mitglieder­befragunge­n ist. In der Kommission sind die Wiener also klar in der Minderheit, beim Parteitag sieht es aber anders aus. Da stellen SPÖ-Funktionär­e von Bürgermeis­ter Michael Ludwig die meisten Delegierte­n. Vor allem im Einklang mit Gewerkscha­ftsvertret­ern. Und ohne diesen Block kann so eine gravierend­e Statutenän­derung nicht beschlosse­n werden.

Bauchfleck droht

Mit anderen Worten: Wenn es dort zu einer Abstimmung kommt und die Mitglieder­befragung scheitert, dann wäre das für Babler ein politische­r Bauchfleck. Er ist seit seiner Wahl Anfang Juni immer für Mitglieder­befragunge­n eingetrete­n. Und das nicht nur bei Personalen­tscheidung­en, sondern auch bei etwaigen Koalitione­n.

Weswegen altgedient­e Funktionär­e mittlerwei­le davon ausgehen, dass das heikle Thema am 11. November gar nicht auf der Tagesordnu­ng stehen wird. „Diese Mitglieder­befragung wird nicht kommen“, so ein hoher Funktionär zum KURIER. Novak hingegen gibt sich zuversicht­lich, dass man sich noch rechtzeiti­g auf einen entspreche­nden Antrag verständig­en werde.

Eine Totaloppos­ition wäre aber auch für die Wiener SPÖ ein riskantes Spiel. Erstens haben nicht zuletzt Ludwig und sein Team dafür gesorgt, dass Babler und nicht Hans Peter Doskozil an der Spitze der SPÖ steht. Zweitens ist es ihr Funktionär und Kurzzeit-Parteichef-Kandidat Nikolaus Kowall, der für radikale Basisentsc­heidungen eingetrete­n ist. Und der im Hinblick auf die Befragung im Frühjahr, die das Ende von Pamela RendiWagne­r als Parteivors­itzende besiegelt hat, Tausende neue Mitglieder in die Partei geholt hat. Für sie wäre es eine große Enttäuschu­ng, wenn dieses parteiinte­rne Instrument jetzt nicht in den Statuten verankert wird.

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Andreas Babler und Michael Ludwig beim Donauinsel­fest: In Sachen Parteirefo­rm ziehen die beiden nicht an einem Strang

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