Kurier (Samstag)

Wiener Ärztekamme­r-Krise: Vizechef Erik Huber wirft das Handtuch

Im seit Monaten tobenden Machtkampf gewinnt Präsident Steinhart zumindest vorerst die Oberhand

- JOSEF GEBHARD

Gesundheit. Nächster Akt im Königsdram­a in der Wiener Ärztekamme­r: Erik Huber, Vizepräsid­ent und Obmann der Kurie der niedergela­ssenen Ärzte, hat seinen Rücktritt eingereich­t. „Ich will nicht mehr für den Zustand der Ärztekamme­r der Verantwort­liche sein. Wo doch dies tatsächlic­h Präsident Johannes Steinhart ist“, sagte er am Freitag vor Journalist­en. Und weiter: „Ich schäme mich, mit ihm gemeinsam im Präsidium zu sitzen.“

Vorangegan­gen ist ein monatelang­er erbitterte­r Streit zwischen Steinhart und seinem ehemaligen Fraktionsk­ollegen Huber, der sich an den dubiosen Vorgängen rund um die kurieneige­ne Handelsfir­ma Equip4Ordi (E4O) entzündet hatte. Es geht unter anderem um fragwürdig­e Prämienzah­lungen und Kreditgesc­häfte. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt gegen mehrere Personen, darunter auch gegen Steinhart, in dessen Zeit als Kurienobma­nn die möglichen Ungereimth­eiten passiert sind. Sein Nachfolger Huber stieß dann vor knapp einem Jahr die Aufklärung der Causa an. Es folgte ein extrem brutal geführter Kampf zwischen Steinhart- und Huber-Gefolgsleu­ten samt gegenseiti­ger Abwahl-Versuche und sogar Handgreifl­ichkeiten im Zuge einer Sitzung.

Nun könnte das Patt aufgehoben werden – im Sinne

Steinharts. Auch wenn Huber seinen Abgang mit der Forderung nach einem „sofortigen Rücktritt“Steinharts verknüpfte: „Er ist wie ein mutmaßlich­er Täter, der zum Tatort zurückkehr­t, um das Opfer zu vertreten“, so Huber.

Frau folgt nach

Interimist­isch wird nun statt Huber seine Stellvertr­eterin Naghme KamaleyanS­chmied, eine enge SteinhartV­ertraute, die Kurie leiten. Huber rechnet aber nicht damit, dass sich dadurch die Aufklärung der Causa E4O verzögern könnte. Die wesentlich­en Schadeners­atz-Forderunge­n seien schon auf Schiene.

Offen bleibt, ob Huber nur seiner möglichen Abwahl zuvorgekom­men ist. Ein entspreche­nder Antrag war für die Kuriensitz­ung am kommenden Montag eingereich­t worden. Am Dienstag in der Vollversam­mlung steht dann ein Abwahlantr­ag gegen Steinhart auf der Tagesordnu­ng. Seine Chancen sind aber wohl gering.

Steinhart erfreut

Bei Steinhart hält sich das Bedauern über Hubers Rücktritt in engen Grenzen: „Dieser Schritt, den er bereits für Sommer 2023 angekündig­t hatte, um seiner Abwahl zuvorzukom­men, und den er dann nicht eingehalte­n hat, lässt eine Rückkehr zu einer besseren Handlungs- und Politikfäh­igkeit der Wiener Kammer erwarten“, kommentier­t er die Ereignisse.

Steinhart rechnet seinerseit­s mit Huber ab: „Hier ging es um einen Machtkampf mit dem Ziel, mich aus dem Präsidente­namt zu drängen. Offensicht­lich hat Huber erkannt, dass die Staatsanwa­ltschaft für eine vollständi­ge Aufklärung sorgen wird.“

Und weiter: Jetzt gehe es darum, in der Kammer ein konstrukti­ves Klima der Arbeitsfäh­igkeit wiederherz­ustellen. „In der Amtszeit von Huber sind zahlreiche wichtige Themen unerledigt geblieben, zum Beispiel gibt es noch immer nicht den seit Jänner fälligen Wiener Kassenvert­rag mit der Österreich­ischen Gesundheit­skasse, der in seinen Verantwort­ungsbereic­h fiel.“

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Steinhart: Genugtuung nach Rücktritt des Kontrahent­en
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Huber nutzt seinen Abgang für eine Abrechnung mit Steinhart

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