Papierboote am Karlsplatz für den „Langen Tag der Flucht“
Ein Appell für sichere Fluchtwege
Faltboot. Viele Menschen tummeln sich in der Mittagssonne am Karlsplatz. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Dennoch unterscheidet sich der heutige Anblick stark von normalen Tagen: Inmitten des Brunnens zieht ein neun Meter langes, drei Meter hohes silbernes Faltboot seine Kreise. Darin befinden sich Klaus Schwertner, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, und Frank Bölter, der Künstler hinter der Kreation. Doch wieso schippern die Männer in dem wackeligen Gefährt über den Karlsplatzbrunnen?
Seit 5.30 Uhr bastelten rund 40 Freiwillige gemeinsam an einem überdimensionalen Faltboot. Zusätzlich wurde der Brunnen von zahlreichen kleinen, gefalteten Papierbötchen umrandet. Hintergrund der Aktion: Gemeinsam wollen die Caritas der Erzdiözese Wien, die UNFlüchtlingsorganisation UNHCR mit Bölter am „Langen Tag der Flucht“ein Zeichen setzen. Der Appell der Initiatoren: Es muss sichere Fluchtmöglichkeiten geben.
Kentern am Karlsplatz
Die symbolische Fahrt über das Wiener „Mittelmeer“kommt beinahe zu einem frühzeitigen Ende. Das Boot schafft die Kurve im Brunnen nicht einwandfrei. Helfende Hände von Freiwilligen können das Kentern aber verhindern. Anders als im Mittelmeer, wo allein im Jahr 2023 bereits mehr als 2.500 Flüchtlinge ertranken, nimmt die Fahrt jedoch ein gutes Ende. „Wir sind fast ins Wasser gefallen. Das war nicht geplant. Aber wir möchten mit diesem Projekt aufzeigen, wie wichtig Menschenrechte und ein Recht auf Asyl sind“, so Schwertner, der sich seine in Wasser getränkte Jeans wieder runterkrempelt.
„Man fühlt sich unsicher“, ergänzt Bölter später. Wellenbewegungen im seichten Brunnenwasser seien aber nicht vergleichbar mit der Intensität der Hohen See. Bis auf die Hosenbeine sind die Männer trockengeblieben.
Symbol der Hoffnung
Das Boot soll Menschen auf der Flucht repräsentieren. „Nicht jeder kann einfach seinen Reisepass nehmen und auswandern. Es bleibt vielen keine andere Möglichkeit als Grenzen illegal zu überwinden“, so Ruth Schöffl, Sprecherin des UNHCR Österreich.
Das Boot sei ein Zeichen der Hoffnung: „Mit dem Boot können wir zeigen, was es heißt, auf der Flucht zu sein. Gleichzeitig ist es auch ein Symbol für unsere Zeit, weil sehr oft Grenzen dichtgemacht werden und versucht wird, nicht zu viele Menschen nach Europa zu lassen. Da wollen wir symbolisieren, dass es Möglichkeiten gibt und wie man das gemeinsam lösen kann“, so Schöffl.
Der UNHCR veranstaltet den „Tag der Flucht“bereits zum zwölften Mal mit zahlreichen Partnerorganisationen. Die Faltboot-Aktion bildet den heutigen Auftakt von 80 Veranstaltungen in ganz Österreich.