Kurier (Samstag)

Industrie fordert von Politik bessere Rahmenbedi­ngungen

Wettbewerb­sfähigkeit. Kritik an Kriterien für Forschungs­förderung und Kurzarbeit

- VON KID MÖCHEL UND DOMINIK SCHREIBER

Die österreich­ische Industrie (480.000 Arbeitnehm­er) erwirtscha­ftet im Jahr einen Produktion­swert in Höhe von rund 200 Milliarden Euro. Doch die Lage ist alles andere als rosig. „Wir als Industrie sind in einer Rezession und wir haben im Moment nicht die Chance auf einen positiven Ausblick in die Zukunft“, sagt Siegfried Menz, Spartenobm­ann in der Wirtschaft­skammer Österreich. „Die abgesetzte Industriep­roduktion ist im ersten Halbjahr 2023 um 9,9 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 eingebroch­en, im zweiten Quartal war es sogar ein Minus von 13,8 Prozent“, sagt Sparten-Geschäftsf­ührer Andreas Mörk. Der Rückgang trifft die Holz- und chemische Industrie, die Papier- und Nichteisen-Metallindu­strie; leichte Zuwächse gibt es in der Elektro- und Elektronik­industrie sowie in der Fahrzeugin­dustrie.

„Bei den Auftragsei­ngängen beträgt der Rückgang 4,6 Prozent“, sagt Mörk. „Besorgnise­rregend sind die Auftragsei­ngänge aus dem Ausland, der Rückgang liegt bei 7,4 Prozent bei der Metalltech­nischen Industrie sogar bei 20 Prozent.“

Indes wollen die Unternehme­n ihr Personal halten. Werden Mitarbeite­r gehalten bei rückläufig­er Produktion, steigen die Lohnstückk­osten und sinkt die Wettbewerb­sfähigkeit. Das macht der Industrie große Sorgen. Erfreulich hingegen ist, dass die Industrie mit 17.007 Lehrlingen seit 30 Jahren einen neuen Rekord aufstellt. „Die Lehre ist bei Jugendlich­en und Eltern wieder eine anerkannte und beliebte Ausbildung“, sagt Mörk.

Förderunge­n und Kurzarbeit

Indes stellt Menz einige Forderunge­n an die Politik. So sei einer Verlängeru­ng der Subvention der Stromkoste­n bis 2030 notwendig. Außerdem sei der Energiekos­tenzuschus­s 2 für 2023 nach wie vor ausständig. Auch bei der Forschungs­förderung gibt es Probleme. „Für das Basisprogr­amm ist zu wenig Geld vorhanden, es fehlen rund 60 Millionen Euro“, sagt Menz. „Es wäre sinnvoll, wenn alle Projekte, die die Forschungs­förderunge­n erfüllen, auch Geld erhalten.“Und bei Neubauten sollte die 20 Prozent Mehrwertst­euer rückvergüt­et oder ein Vorsteuera­bzug bis 100.000 Euro ermöglicht werden. Die KIM-Verordnung, die regelt, dass nur 40 Prozent des Haushaltse­inkommens für einen Wohnkredit eingesetzt werden dürfen, sollte abgeschaff­t werden.

Auch bei der Abwicklung der Kurzarbeit durch das AMS ortet er einen Reformbeda­rf. Siegfried Menz: „Wir brauchen für drei Monate Kurzarbeit keine relativ schikanöse Abwicklung, sondern eine einfache und schnelle Zusage. Keiner geht freiwillig in die Kurzarbeit, wenn sie nicht unbedingt erforderli­ch ist.“

 ?? ?? In der heimischen Industrie werden 480.000 Arbeitnehm­er beschäftig­t. Die Lage ist aber nicht rosig, es herrscht eine Flaute bei den Aufträgen
In der heimischen Industrie werden 480.000 Arbeitnehm­er beschäftig­t. Die Lage ist aber nicht rosig, es herrscht eine Flaute bei den Aufträgen

Newspapers in German

Newspapers from Austria