ORF-Satiriker körperlich angegriffen
Medien. Empörung nach tätlichem Angriff auf ORF-Satiriker Peter Klien bei einer FPÖ-Veranstaltung in Hartberg. Klien: „Das ist eine neue Qualität“
ORF-Journalist Peter Klien ist bei einer Veranstaltung der FPÖ tätlich angegriffen worden. Klien wurde von einem Sicherheitsmann in den Schwitzkasten genommen und laut dem Sender „weggezerrt“, als er Fragen an Herbert Kickl richten wollte.
Dies wird durch ein Video des Vorfalls untermauert, das am Freitagabend bei „Gute Nacht Österreich“gesendet werden sollte und dem KURIER vorlag.
Journalisten stehen bei ihrer Arbeit unter besonderem Schutz. Dass sie körperlich angegriffen werden, ist in westlichen Demokratien ein absolutes Tabu. Dementsprechend hagelte es vehemente Kritik an der FPÖ von Journalistenvertretungen und allen anderen Parteien.
Die FPÖ steht hinter dieser Vorgangsweise. Der Sicherheitsmann habe „seine Arbeit“gemacht. Klien habe einen Bereich betreten wollen, der für Medien nicht zugänglich sei.
„Sehr unangenehm“
„Offensichtlich ist es in der Logik der FPÖ klar, dass man auf so etwas mit körperlicher Gewalt reagiert“, sagte Klien zum KURIER. Es sei für ihn eine „sehr unangenehme Situation“gewesen.
Klien ist für seine satirische Aufarbeitung der heimischen Innenpolitik bekannt. Auch international ist Satire ein Mittel des Journalismus, um Missstände und Politikthemen niederschwellig zu thematisieren.
„Ich möchte nicht, dass mir das noch einmal passiert. Aber es ist nicht blutig geworden oder sonst irgendwie eskaliert“, sagte Klien. Er habe Kickl beim FPÖ-Frühschoppen nach dem Hartberger Oktoberfest eine Frage zum einstigen Kuss mit Eva Glawischnig gestellt.
Später sei er erneut von dem Security körperlich zurückgedrängt worden.
„Es gibt auch andere Spitzenpolitiker, die sich mich vom Leib halten wollen“, so Klien, „aber die Art und Weise dieses Übergriffs ist neu, eine Tätlichkeit hat es noch nicht gegeben. Dass sich eine Menschenmauer vor mir aufbaut oder ich zur Seite gedrängt werde, ist normal. Aber das ist eine neue Qualität.“
Der ORF und sein Redakteursrat verurteilten dieses „aggressive Verhalten“.
„Wer Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten ausübt, gefährdet unsere Demokratie und freie Gesellschaft“, hielt Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) fest. „Die Pressefreiheit ist heilig, egal, um welche Art von Journalismus es sich handelt“, reagierte GrünenKlubobfrau Sigrid Maurer.
Auch SPÖ und Neos kritisierten die FPÖ scharf. Journalisten mit dem Ziel, Kritik zu unterbinden, einzuschüchtern, habe bei der FPÖ System, sagte SPÖ-Chef Andreas Babler. „Kabarett und Satire mögen feine Klingen sein, feindliche Angriffe aber sind sie nicht. Das müssen gerade auch die, die gerne austeilen, einstecken können“, so NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger.
Die FPÖ jedoch zeigte keinerlei Einsehen. Klien habe versucht, einen Bus „zu stürmen“, der Medienvertretern
nicht offen stand. Das weist Klien zurück: „Ich habe natürlich nicht den Bus gestürmt.“Es handelte sich laut seiner Darstellung um einen fahrbaren Wagen, bei dem eine Schneiderin ihre Dienste anbietet, um Reißverschlüsse und dergleichen zu reparieren. Kickl sei nach seiner Rede vor diesem Wagen gestanden, erklärt Klien, und habe mit der Schneiderin geplaudert. Die Türe sei offen gestanden.
„Ich wolle den günstigen Moment nützen, um mich ins Vis-a-vis von Herrn Kickl zu bringen – um quasi über die Budl eine offenbar hochgefährliche Frage nach Eva Glawischnig zu stellen.“
Klien betonte: „Ich möchte der Fairness halber nicht unerwähnt lassen, dass die Stimmung mir gegenüber grundsätzlich nicht feindselig war.“Er habe beim Frühschoppen davor auch „gute Gespräche mit FPÖ-Funktionären“geführt. „Es gibt natürlich auf so einer FPÖ-Veranstaltung Leute, die sagen: ,ORF, schleich dich!‘. Das ist schon lange normal“, meint Klien. „,Lügenpresse‘ oder die ,Systemmedien‘, das ist schon sehr verankert bei der FPÖ-Klientel. Aber es gibt dort auch Leute, die sagen: ,Ich schau zwar keinen ORF, aber ,Gute Nacht Österreich‘ schau ich mir an. Weil du zu allen gleich böse bist.‘ “