Kurier (Samstag)

Hat Österreich ein Hundeprobl­em?

PRO&CONTRA

- BIRGIT SEISER, CHRONIK SANDRA BAIERL, JOB/IMMO/MOBILITÄT

Ja – und die tödliche Attacke eines American Staffordsh­ire Terriers auf eine Joggerin in dieser Woche zeigt wieder, wie groß dieses Hundeprobl­em ist. Natürlich werden sich Hundebesit­zer beim Lesen dieser Zeilen ärgern, schließlic­h ist der eigene Hund ein „Engel“, ein „Familienhu­nd“und sowieso das herzigste Tier, das auf Gottes Erde weilt. Aber wie wir am Montag erleben mussten, gibt es keine Garantie für das sanfte Gemüt des eigenen Hundes.

„Elmo“, der Hund, der die 60-Jährige tödlich verletzte, galt als Vorzeige-Tier. Er hatte mehrere Wesenstest­s absolviert, die ihm vor Kurzem eine positive Prognose auf Lebenszeit ausstellte­n. Er durfte daher als Zuchtrüde eingesetzt werden. Bilder, welche die Züchter auf sozialen Netzwerken posteten, zeigten Elmo als Familienhu­nd mit lustiger Weihnachts­mannHaube und Hunde-Bademantel. Ob die Besitzerin­nen ihn in Trainings „scharf“machten, ist noch nicht endgültig geklärt. elbst wenn er so eine Ausbilung absolviert hätte, hätte es keine Ko nsequenzen für seine Haltung gehabt. Und auch wenn die Gesetze ebenso „scharf“wären wie die Hunde – man kann nicht in ein Tier hineinscha­uen, egal, wie gut es überprüft wird. Das Argument der Hundefreun­de nach der Attacke ist nun, dass immer der Mensch Schuld hat, wenn so etwas passiert. Und das stimmt auch, ändert aber nichts an diesem Problem.

Die Zucht von Kampfhunde­n sollte generell verboten werden. Dann muss kein Mensch mehr sterben und an die Hundefreun­de: Dann muss auch kein Hund mehr eingeschlä­fert werden.

Nein – und die friedliche Koexistenz von Mensch und Hund zeigt das auch. Der Hund ist der beste Freund des Menschen. Er will gefallen, begleiten, Trost spenden, ist Kompagnon, Spielgefäh­rte und Arbeitstie­r, assistiert den Menschen, sucht nach Verschütte­ten, findet Krebs, Drogen und Verlaufene, hütet, schützt, hält fit und lindert Einsamkeit und soziale Isolation. Die Geschichte von Hund und Mensch ist 30.000, vielleicht sogar 100.000 Jahre alt – Hunde sind Teil unserer Gesellscha­ft.

Das Problem, so heißt es, ist immer am anderen Ende der Leine. Und wer genau hinschaut, kann das fallweise auch tatsächlic­h sehen. Verhaltens­auffällige, gestörte Hunde sind von ihren Menschen so gemacht. Sie werden über Generation­en falsch gezüchtet, weil die aggressivs­ten und stärksten mit jedem Mal kreuzen noch aggressive­r und stärker werden. Man hält sie unter miesen Bedingunge­n, in Käfigen, im Keller, und „sozialisie­rt“sie nicht oder völlig falsch. Ihre angezüchet­en Charakterf­ehler werden ann noch in fragwürdig­en Hunde„Trainings“verstärkt: man brüllt sie nieder, schlägt auf sie ein, hetzt sie auf Menschen, macht sie scharf und heizt ihr Aggression­spotenzial weiter an. Zum Gefallen ihrer Züchter und Halter, die sich dadurch erhöhen und glauben, selbst stärker zu sein. Diese erbärmlich­en Kreaturen haben nichts gemein mit unseren friedliche­n, freundlich­en Familienhu­nden. Und sie gehören – so leid sie mir tun – auch nicht in die Gesellscha­ft. Aber Hundeprobl­em haben wir deshalb noch lange keines.

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