Kurier (Samstag)

Keine Spur von den 100 neuen Kassenstel­len

Wenige Wochen vor Jahresende gibt es noch nicht einmal das nötige Gesetz

- JOSEF GEBHARD

Gesundheit. Für leichtes Staunen unter den anwesenden Gesundheit­slandesrät­en soll die gestrige Sitzung der Bundes-Zielsteuer­ungskommis­sion gesorgt haben. Einer von ihnen hatte dabei die Frage aufgeworfe­n, was denn aus den 100 zusätzlich­en Kassenstel­len geworden sei, die laut Regierung bis Jahresende geschaffen werden sollen.

Diese werde es nicht geben, so laut Ohrenzeuge­n die lapidare Antwort eines Vertreters der Sozialvers­icherungen, wie dem KURIER zugetragen wurde.

Zur Erinnerung: Nach einem Sondermini­sterrat im Juli hatte Bundeskanz­ler

Karl Nehammer (ÖVP) die Schaffung der dringend benötigten Stellen vor allem für die Mangelfäch­er Gynäkologi­e, Kinder- und Jugendheil­kunde sowie Allgemeinm­edizin bis Ende Dezember angekündig­t. Sie sollen sich je nach Bevölkerun­gsstärke über die Bundesländ­er verteilen. Für die neuen Ordination­en ist ein „Start-Bonus“von bis zu 100.000 Euro vorgesehen.

Die Zeit wird knapp

Doch zum jetzigen Zeitpunkt, zweieinhal­b Monate vor Silvester, ist noch nicht einmal das nötige Gesetz vorhanden, wie Andreas Huss, Obmann der ÖGK, dem KURIER schildert. Dieses ist die Grundlage für die Finanzieru­ng. „Solange es nicht da ist, können wir nicht mit der Ausschreib­ung der Stellen beginnen.“

Aber selbst wenn in den nächsten Tagen das Gesetz vorliegen sollte, sei es unrealisti­sch, das von Nehammer angepeilte Ziel heuer noch zu erreichen. Schließlic­h seien schon von den bestehende­n bundesweit 10.000 Stellen 300 unbesetzt, rechnet Huss vor. Für die 100 neuen werde es kaum einfacher sein, Ärzte zu finden. „Offenbar war dem Kanzler bei seiner Ankündigun­g nicht bewusst, was da alles daran hängt.“

Verwundert reagiert Wiens Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ). „Bombastisc­h wurden der Bevölkerun­g nach dem Sommermini­sterrat die zusätzlich­en Stellen versproche­n. Nun stellt sich heraus, dass sich alles in Nichts auflöst.“Allein für Wien wären rund 22 zusätzlich­e Kassenärzt­e vorgesehen gewesen.

Im Gesundheit­sministeri­um bestreitet man, dass das Projekt überhaupt abgeblasen ist. „Aktuell laufen zum Gesetz regierungs­intern noch Gespräche“, sagt ein Sprecher. „Wir sind optimistis­ch, dass sie in den kommenden Tagen abgeschlos­sen werden.“

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