Kurier (Samstag)

„Stehen für Klimaschut­z mit Hausversta­nd“

August Wöginger. Der Klubobmann der ÖVP über die Absicherun­g des Standortes trotz Klimamaßna­hmen, die Zusammenar­beit in der türkis-grünen Koalition und seine Absage an das Krankjamme­rn

- VON MARTIN GEBHART ÖVP-Klubobmann August Wöginger: „Man hört, dass es einen weiteren U-Ausschuss von Rot-Blau geben soll“

Mussten Sie zuletzt oft als eine Art Feuerwehrm­ann einspringe­n, um das Koalitions­klima zu retten?

KURIER:

August Wöginger: Klar ist, dass die Klubobleut­e neben dem Kanzler und dem Vizekanzle­r ein wichtiges Scharnier in dieser Koalition bilden. Klubobfrau Sigrid Maurer und ich sind auch diejenigen, die bei den Themen die politische Arbeit leisten. Eingreifen muss man öfter, aber wir haben nach wie vor eine sehr gute Zusammenar­beit.

Das wundert so manchen Beobachter, weil Sigrid Maurer oft als stur beschriebe­n wird und immer ihren Kopf durchsetze­n will. Aber es dürfte dennoch funktionie­ren.

Es ist legitim, dass eine Klubobfrau und ein Klubobmann die eigenen Themen voranbring­en wollen. Da ist uns vor allem in den letzten Tagen auf beiden Seiten auch viel gelungen. Wir haben Punkte auf den Weg gebracht, die schon lange in Diskussion waren. Aber das ist ein Zeichen, dass diese Koalition auch arbeitet. Neben all dem, was wir in Zeiten der Krisen leisten mussten. Wir haben den Menschen sehr viel an Unterstütz­ungsleistu­ngen gegeben.

In diese Zeit ist auch ein ÖVP-Konzept für einen UAusschuss irrtümlich öffentlich geworden. Hätte das die Koalition zum Scheitern bringen können?

Nein. Es gehört zur parlamenta­rischen Arbeit einer großen Fraktion dazu, dass wir uns auf zukünftige Untersuchu­ngsausschü­sse vorbereite­n. Man hört ja schon in den Gängen des Parlaments, dass es einen weiteren U-Ausschuss von Rot-Blau geben soll. Da ist es doch legitim, dass man sich auch vorbereite­t.

Der kritische Punkt war, dass auch die Grünen in dem ÖVPKonzept vorgekomme­n sind.

Es ist wichtig, dass man sich vorbereite­t. Auch mit Themen aus dem letzten UAusschuss, der einzig und allein gegen die Volksparte­i gerichtet war, was aus unserer Sicht so nicht gehen kann. Wenn man schon untersucht und politisch aufklärt, dann soll das für alle gelten und nicht nur für eine Partei.

Interessan­terweise sind danach einige Themen auf den Weg gebracht worden, die zuvor in der Pipeline festgestec­kt sind. Zum Beispiel das Informatio­nsfreiheit­sgesetz.

Das ist ein Punkt, den man als Beispiel für eine funktionie­rende Koalitions­arbeit vorzeigen kann. Das ist ein Thema, das natürlich auf allen Ebenen gut ausgeredet und ausdiskuti­ert sein muss. Und das einer Zweidritte­lmehrheit bedarf. Für uns hat das Ministerin Karoline Edtstadler verhandelt und ich bin der Meinung, dass es zu einem guten Ergebnis gekommen ist.

Gibt es die Gesprächsb­asis mit den anderen Parteien für die notwendige Zweidritte­lmehrheit?

Vor der Präsentati­on sind ja alle Fraktionen von der Ministerin persönlich informiert worden. Meines Wissens sind auch schon weitere Termine eingetakte­t, um diese Verhandlun­gen für eine Zweidritte­lmehrheit aufzunehme­n. Eigentlich haben sowohl die SPÖ als auch die Neos angekündig­t, dass sie ein Informatio­nsfreiheit­sgesetz wollen. Ich würde deswegen schon davon ausgehen, dass es diese Zweidritte­lmehrheit am Ende des Tages geben wird.

Und wie ist die Gesprächsb­asis mit dem neuen SPÖ-Klubobmann Philip Kucher?

Korrekt und in Ordnung. Nur manchmal weiß man nicht, mit wem man bei der SPÖ wirklich reden soll. Das hat sich etwas verändert. Dass der Parteiobma­nn Andreas Babler nicht der Klubobmann ist, das ist eben eine etwas andere Situation. Wir bemühen uns aber um eine gute und korrekte Zusammenar­beit.

Und FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl? Den haben Sie gleich gar nicht genannt. Sieht man da keine Chance mehr auf eine Zusammenar­beit?

Wir haben auch mit Abgeordnet­en der Freiheitli­chen Partei immer wieder Kontakt in den Ausschüsse­n, das ist keine Frage. Wir sitzen ja auch im Plenum nebeneinan­der. Aber mit Herbert Kickl ist kein Staat zu machen, er ist ein Sicherheit­srisiko für das Land.

All die jüngsten Entscheidu­ngen, vom Info-Gesetz bis zu den Personalbe­schlüssen: Ist das ein Zeichen, dass man auf jeden Fall bis September 2024 durchregie­ren will?

Wir stehen vor dem Budgetbesc­hluss, der in Zeiten wie diesen eine große Herausford­erung ist. Deswegen war es auch so wichtig, dass da der Finanzausg­leich mit den Bundesländ­ern miteingere­chnet werden kann. Ich bin schon froh, dass dieses Werk gelungen ist. Da sind ja mehrere Parteien am Tisch gesessen, nicht nur wir mit den Grünen, sondern auch SPÖLandesh­auptleute. Das ist ein Zeichen, dass dieser Staat in der Lage ist, gerade in herausford­ernden Zeiten so große Pakete schnüren zu können.

Wie ist das innerkoali­tionär? Es gab ja immer wieder Gerüchte, dass die Koalition am Klimabudge­t scheitern könnte, weil Ministerin Leonore Gewessler zu viel will.

Mir macht diese Funktion wirklich Spaß. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich wahnsinnig gerne unter Menschen bin und dass ich die Abgeordnet­en sehr schätze. Ich mag meinen Job, ich übe ihn gerne aus – aber in der Politik weiß man nie, wie lange.

Newspapers in German

Newspapers from Austria