450.000 Arbeitskräfte sind „stille Reserve“
Uneinigkeit über Aktivierung
Arbeitsmarkt. In Österreich gibt es rund 451.000 Menschen, die für den Arbeitsmarkt verfügbar wären, aber nicht beim AMS gemeldet sind. Zu dieser recht heterogenen Gruppe der sogenannten „stillen Reserve“zählen ca. 312.000 Menschen, die grundsätzlich eine Arbeit annehmen würden, aber derzeit nicht auf Jobsuche sind. Dazu kommen 139.000 Teilzeitkräfte, die gerne mehr arbeiten würden.
Zu diesen Zahlen kommt eine WIFO-Studie anhand von Daten aus der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung. Die größte Gruppe der „stillen Reserve“stellen Frauen, die zumeist auf Betreuungspflichten verweisen, gefolgt von Migranten und Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen.
Bei den Jugendlichen bis 24 Jahren sind laut Studie 8 Prozent weder in Ausbildung noch erwerbstätig. Betreuungspflichten, gesundheitliche Probleme und fehlende Qualifikationen sind auch hier die häufigsten Gründe, 31 Prozent der Männer glauben aber auch, keine Chance auf einen geeigneten
Arbeitsplatz zu haben. „Männer sind häufiger entmutigt als Frauen“, sagt WIFO-Ökonom Helmut Mahringer. Zur Aktivierung der „stillen Reserve“müssten bekannte Jobhürden wie mangelnde Sprachkenntnisse oder fehlende Kinderbetreuung beseitigt, aber auch das System der geringfügigen Beschäftigung überdacht werden.
Mehr Druck?
Die Wirtschaftskammer hat ebenfalls die Geringfügigkeit im Visier. Die Möglichkeit, während dem ArbeitslosengeldBezug geringfügig dazuzuverdienen und das zeitlich unbegrenzt, sei „kontraproduktiv“, so der Leiter der Sozialpolitik, Rolf Gleißner. Auch die Industriellenvereinigung will „Inaktivitätsfallen“abbauen und mit „positiven Leistungsanreizen“mobilisieren. AK-Arbeitsmarktexpertin Silvia Hofbauer ist gegen mehr Druck. „Das führt nur zu noch mehr Entmutigung. Die Menschen müssen begleitet werden.“Auch gute Arbeitsbedingungen sowie Aus- und Weiterbildung im Betrieb würden helfen.