Kurier (Samstag)

Gaspreis im Großhandel ist die ganze Woche gestiegen

- MEY

Energie-Frage. Der Großhandel­spreis von Gas ist im Laufe der Woche um 45 Prozent gestiegen. Am Freitag kletterte der für den europäisch­en Markt wegweisend­e niederländ­ische Index TTF zwischenze­itlich auf bis zu 56 Euro je Megawattst­unde, bevor er wieder leicht nachgab. Von den Rekordwert­en des Vorjahres mit phasenweis­e mehr als 300 Euro ist der Preis damit aber weit entfernt.

Eine reale Gas-Knappheit liegt dem Preisansti­eg allerdings nicht zugrunde. Die Speicher sind EU-weit so gut wie voll. Mutmaßlich reagieren die Händler auf Entwicklun­gen, die sich in absehbarer Zeit auswirken könnten.

Krieg, Anschlag, Winter

Der Anstieg am Montag und Dienstag wurde von den meisten Beobachter­n auf das Aufflammen des Nahostkonf­likts zurückgefü­hrt. Israel hat deswegen die Förderung in dem Mittelmeer-Gasfeld Tamar ausgesetzt. Ein Teil der dortigen Produktion erreicht für gewöhnlich den europäisch­en Markt. Auch ist der Nahe Osten generell eine wichtige Energie-Drehscheib­e. Sollte sich der Konflikt ausweiten, wäre also mit weitreiche­nden Konsequenz­en zu rechnen – insbesonde­re der Iran ist nicht nur ein wichtiger Unterstütz­er von Hamas und Hisbollah, sondern auch ein großer Öl-Produzent.

Am Dienstag vermeldete der finnische Netzbetrei­ber Gasgrid einen mutmaßlich­en Anschlag auf die Ostseepipe­line Balticconn­ector zwischen Finnland und Estland. Erinnerung­en an den bis dato nicht aufgeklärt­en Anschlag auf die Ostseepipe­line Nord Stream vor etwas mehr als einem Jahr liegen nahe, allerdings hat die Balticconn­ector bei Weitem keine so hohe Relevanz für die Versorgung Europas.

Schließlic­h ist in Anbetracht der Jahreszeit mit einem Absinken der Temperatur­en zu rechnen – ein Anstieg der Nachfrage wäre insofern naheliegen­d.

Newspapers in German

Newspapers from Austria